Wir danken Clementoni für die Zusendung eines Rezensionsexemplars.
In der großen Spieleschachtel von Clementoni wartet folgendes Spielmaterial auf seine Benutzung: - Spielplan - 6 Erfolgssteine (Halmakegel) - 6
Lebewesentafeln - 180 Lebewesen-Plättchen (Adler, Bär, Krokodil, Schlange, Mammut, Mensch) - 72 Anpassungskärtchen (Wandern, Expandieren, Attackieren) - 15 Fähigkeitskarten - 1
Wertungsstein - 4 Kurzspielregeln - 11 Gebietssteine - 48 Nahrungschips - 110 Wildlifekarten
Wie man an der obigen Aufzählung bereits erkennen kann, beinhaltet die Spieleschachtel recht üppiges Spielmaterial. Der Spielplan ist hübsch
gezeichnet; die Wertungsleiste, die Kramerleiste (Siegpunkteleiste) sind zweckmäßig gestaltet. Schlecht ist, dass zwei der Erfolgssteine grün
sind, einer hellgrün.. der andere dunkelgrün.. allerdings sind die beiden Farben so ähnlich ausgefallen, dass man bei ‘nem Spieleabend Probleme
hat, die beiden Erfolgssteine auseinanderzuhalten. Es kann also gut vorkommen, dass man versehentlich den falschen Stein bewegt.
Schwierig ist es auch, während des Spiels den Überblick über die Befähigungen der verschiedenen Lebewesen zu behalten. Die Lebewesentafel
liegt während des Spiel vor dem dazugehörigen Spieler, die Beschriftung der Befähigungen ist nicht so gut zu erkennen... aber genau dies ist für
einen erfolgreichen Spielverlauf dringend notwendig. Somit muss man hier halt ein bisschen genauer hinschauen... evtl. die Mitspieler einfach
nach den Befähigungen Ihrer Lebewesen fragen. Das Spielmaterial gefällt mir ansonsten sehr gut. Beim ersten Betrachten der Wildlifekarten
dachte ich, die Qualität dieser Karten sei nicht besonders... recht dünn und bestimmt bald abgegriffen... doch nach einigen (langen!) Spielen ist
den Karten nicht viel anzumerken.. zudem sind sie sehr hübsch anzusehen. Soviel also zum Spielmaterial.
Nach der ersten Begeisterung über das ordentliche Spielmaterial griff ich zur Spielanleitung... 15 Seiten Regeltext.. <schluck>... lassen Sie sich
von diesem umfangreichen Regeltext nicht abschrecken. Die Spielregeln werden darin sehr gut beschrieben und sind auch mit vielen Beispielen
und Bildern versehen. Aufgrund der Regellänge ist es aber empfehlenswert, dass sich auf jeden Fall einer der Mitspieler bereits vor dem
Spieleabend mit den Spielregeln vertraut macht.. es kann sonst gut sein, dass die Leute beim Regelstudium vor dem Spiel bereits einschlafen...
bevor sie ein WIRKLICH GUTES Strategie-/Taktikspiel genießen können.
Also... “ran an die Buletten”... oder besser: “..an die Lebewesen” :-)))
Die Spielvorbereitungen dauern aufgrund des umfangreichen Spielmaterials relativ lange. Bis alles Material sortiert, verteilt oder bereitgelegt ist,
können gleich mal 10 Minuten vergehen... diese Zeit sollte man mit einplanen.
Die Spielregeln werde ich aufgrund des genannten Umfangs nur grob ausführen.
Jeder der Spieler verkörpert eine Art von Lebewesen, welche sich auf der Erde (bzw. der “Welt” des Spielplans) ausbreitet und sich
weiterentwickelt. Jedes dieser Lebewesen besitzt zu Beginn des Spiels bereits von “Haus aus” verschiedene Fähigkeiten. Es gibt drei dieser
Grundfähigkeiten... nämlich “Wandern”, “Expandieren” sowie “Attackieren”... diese Befähigungen haben verschiedene Wertigkeiten... folgende Reihenfolge....
1. “Wandern” -> man kann ein Lebewesen auf dem Spielplan bewegen (ein Feld bzw. eigene überspringen)
2. “Expandieren” -> man kann neue Lebewesen auf dem Spielplan einsetzen (Zielfeld muss frei sein)
3. “Attackieren” -> wie Expandieren; nur kann man ein Lebewesen von einem Feld verdrängen
Die jeweils “höhere” Befähigung beinhaltet automatisch die Niedrigere(n). Hat beispielsweise ein Tier die Befähigung “Attackieren” im Gebiet
“Wald”, dann automatisch auch “Expandieren” und “Wandern”.. während des Spiels können diese Befähigungen weiter ausgebildet werden. Die
unterschiedlichen Lebewesen haben dabei auch verschiedene Befähigungen... so gibt es dann in manchen Gelände-Arten Überschneidungen, welche das Spiel gerade erst interessant machen ;-)))
Zu Beginn des Spiels bekommt jeder Spieler seine Lebewesen-Plättchen, 8 Nahrungschips sowie die Lebewesentafel, auf der die Befähigungen
seiner Lebewesen vermerkt sind. Außerdem bekommt jeder Spieler 10 Wildlife-Karten. Diese sind der Schlüssel des Spielablaufs.
Vor Spielbeginn wird erst die Ausgangssituation hergestellt, indem die Spieler reihum eine gewisse Anzahl ihrer Lebewesen bereits vor dem
eigentlichen Spiel auf dem Spielplan platzieren.
Folgende verschiedene Wildlife-Karten gibt es:
- Gelände (alle verschiedenen Gebiete sind vertreten: Wüste, Steppe, Savanne, Wald, Gebirge oder Wasser): Spielt man eine solche Karte aus,
kann man die Befähigung seiner Lebewesen in diesem Gebiet nutzen und entsprechend ein Lebewesen wandern lassen, ein Lebewesen neu
einsetzen (=expandieren) oder ein anderes Lebewesen attackieren und dieses somit aus dem entsprechenden Gebiet verdrängen.
- Rad
: Mit dieser Karte kann man die Befähigungen seiner Lebewesen ausbilden... Hat man beispielsweise die Befähigung “Wandern” in der
Steppe, wird ein Anpassungsplättchen “Expandieren” auf das entsprechende Feld der Lebewesentafel gelegt und der Spieler kann von nun an
auch Lebewesen in der Steppe einsetzen und nicht nur auf dem Spielplan bewegen.
- Pfeil
: Durch diese Karte gelangt der Spieler an eine zusätzliche Fähigkeit, die mit den Fähigkeitskarten dargestellt wird... beispielsweise gibt
es eine Karte “Mobilität”, mit welcher man Lebewesen tauschen kann. Eine andere Karte (“Intelligenz”) erlaubt es dem Spieler, in seinem Zug
eine zusätzliche Wildlifekarte auszuspielen... es gibt 5 verschiedene dieser zusätzlichen Fähigkeiten.
- Blitz
: .. diese Karte stellt eine Art Joker dar... der Spieler sucht sich aus, als welche Karte der Joker ausgespielt wird... z.B. Rad oder Pfeil.. oder ein bestimmtes Gelände/Gebiet.
- Text: Die “Text”-Karten enthalten bestimmte Anweisungen, welche man beim Ausspielen auszuführen hat.
Ist ein Spieler an der Reihe spielt er nun also 3 seiner Handkarten aus. Zwei davon spielt er für sich aus. Er führt also die entsprechende Aktion
aus.. setzt zum Beispiel ein Lebewesen in der Wüste ein und bildet seine Fähigkeit im Wald weiter aus. Die dritte Karte wird an die Mitspieler
versteigert. In einer Versteigerungsrunde bieten die Mitspieler Nahrungschips für die angebotene Karte. Der Höchstbieter übergibt die
gebotenen Nahrungschips an den versteigernden Spieler und erhält dafür die angebotene Karte und darf sie sofort ausspielen, als ob er selbst an
der Reihe wäre. Außer dem Ausspielen der 3 Wildlifekarten darf der Spieler auch noch zusätzlich 1x “Wandern” (ohne eine Karte auszuspielen)
, die Fähigkeiten seiner zusätzlichen Fähigkeitskarten ausführen sowie Nahrungspunkte gegen Siegpunkte umtauschen (3 Nahrungspunkte = 1
Siegpunkt auf der Kramerleiste). Am Ende seines Zugs füllt dann der Spieler seine Handkarten wieder auf 10 auf und der nächste Spieler ist an der Reihe.
Sobald eines der 12 Gebiete vollständig von Lebewesen besetzt ist, erfolgt eine “kleine Wertung” dieses Gebiets. Es wird dazu der erste der
weißen Wertungssteine auf das Feld gestellt. Der Spieler, der das Gebiet vervollständigt hat, erhält dafür die auf der Gebietsskala angegebenen
Punkte (3-5) und fährt seinen Erfolgsstein auf der Erfolgsskala entsprechend weiter. Befindet sich der Wertungsstein auf einem Wertungsfeld
wird eine “große Wertung” ausgelöst. Dabei werden alle Gebiete gewertet, die größe zusammenhängender Herden, die Stufe der Anpassungen,
etc... die erspielten Punkte fährt der entsprechende Spieler auf der Erfolgsskala weiter.
Sobald ein Spieler das Letzte seiner Lebewesen auf dem Spielplan einsetzt, endet nach seinem Zug das Spiel mit einer letzten “großen
Wertung”. Auch endet das Spiel, wenn 11 der Gebiete vervollständigt wurden und somit alle Wertungssteine auf die Gebiete gestellt wurden.
Soweit zu den Spielregeln. Die Spieler versuchen nun also durch Ausbilden der Befähigungen und geschicktes Platzieren ihrer Lebewesen auf
den Gebieten möglichst viele Punkte abzusahnen. Da man für viele verschiedene Angelegenheiten Punkte kassieren kann, gibt es jede Menge
verschiedene Strategien, die zum Erfolg führen können... es muss nicht zwingend eine große Herde zum Sieg führen; genausogut und vor allem
weniger auffällig gelangt man an Punkte, wenn man sich einfach überall ein wenig einmischt und sich nicht zu agressiv verhält :-)))
Bei Wildlife handelt es sich um ein sehr komplexes Strategiespiel, welches gerade wegen dieser Komplexität recht lange dauert (2 - 2,5 h). Viele
Spieler lassen sich bei solchen Spielen zu langen Denkzeiten hinreißen. So kann natürlichen den restlichen Spielern recht schnell der Spaß am
Spiel vergehen. Wer möchte schon 10 Minuten lang warten, bis er wieder an die Reihe kommt !? Doch aufgrund der eingebauten
Versteigerungsrunden (welche im ersten Moment aufgesetzt wirken, sich aber doch sehr gut in den Spielverlauf einbinden), vergehen die
Wartezeiten im Nu, da man so auch im Zug der Gegner die Möglichkeit hat, den Spielverlauf zu beeinflussen. Außerdem habe ich bei unseren
Spielerunden festgestellt, dass die Wartezeiten und Denkzeiten im Rahmen blieben.... und das obwohl mindestens einer dieser “Denkkandidaten” mit am Tisch saß :-)))
Der doch recht hohe “kämpferische” Anteil am Spiel (vor allem in der zweiten Spielhälfte, wenn die Gebiete voll sind und langsam die
Verdrängung der Gegner beginnt) wird vielleicht nicht jedem Spieler liegen. Je nach Zusammensetzung der Spielgruppe konnte ich schon das
Aufkommen leichter Agressivitäten beim Spiel beobachten :-))... doch wer beispielsweise so Klassiker wie Risiko mag, der wird sich an dieser
Tatsache bestimmt nicht stören... auch bei uns unterblieben tätliche Auseinandersetzungen am Spieltisch ;-))).. weniger aber auf dem Spielplan.
Zu Konflikten (darauf basiert das Spiel zum großen Teil) kommt es eben im weiteren Spielverlauf, wenn die freien Felder weniger werden und
die “Attacken” beginnen. Außerdem kann man dem Gegner etwaige Fähigkeitskarten abnehmen, was dann immer wieder zu kleinen Racheaktionen führen kann :-))
In den Diskussionen nach den Testspielen war die Meinung einstimmig: Wildlife ist ein TOLLES Spiel !
Das Spiel ist für 2 - 6 Spieler gedacht. Zu zweit kommt aber das Spiel nicht so recht in Fahrt.. erst ab 3 Spielern erkennt man den Reiz von
Wildlife... und auch zu 6t spielt sich das Spiel sehr gut.
FAZIT: absolute Kaufempfehlung !
(c)2002 Dirk Trefzger
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