Wir danken Ystari (Asmodee) recht herzlich für die Zusendung eines Rezensionsexemplars!
Die große Box von Québec kommt mit umfangreichem Material daher, welches optisch nicht ganz mein Fall ist. Der Spielplan ist recht groß und
zeigt das Stadtgebiet mit den verschiedenen runden Bauplätzen, unterteilt nach den vier Jahrhunderten, die gespielt werden. Bei den Bauplätzen gibt es vier verschiedene Farben, welche den
verschiedenen Einflusszonen entsprechen, die in jeder Ecke des Spielplans abgebildet sind: Religion (lila), Politik (rot), Kultur (blau) und Handel (gelb). Dazu gibt es noch eine fünfte
Einflusszone, nämlich die Zitadelle. Davon gibt es allerdings keine Bauplätze. Für die runden Felder gibt es 44 doppelseitige Gebäudeplättchen, die Jahrhundert für Jahrhundert
durchgespielt werden. Dann gibt es 16 Ereigniskarten, von denen vier Stück für eine Spielrunde benötigt werden. Für jedes Jahrhundert wird dann eine aufgedeckt. Das Ereignis gilt dann für
alle Spieler. Die beiliegenden elf blauen Scheiben dienen zur Markierung des aktuellen Jahrhunderts, bzw. die Bauplätze des aktuellen Jahrhunderts. Die fünf Leaderkarten werden neben den
Spielplan gelegt. Der gelbe Architekt wird auf die entsprechende Leaderkarte gestellt. Jeder Spieler erhält die beiden Spielfiguren in seiner Farbe (eine Figur dient als Punkteanzeiger
auf der Leiste rings um das Spielfeld), das passende Handtableau, die ganzen Arbeiterwürfel der Farbe und auch die Sternmarken in der Spielerfarbe. Es werden, wie gesagt, vier
Jahrhunderte (also Spielabschnitte) gespielt. Vor jedem Jahrhundert werden die blauen Holzscheiben auf die entsprechenden Bauplätze gelegt. Diese Bauplätze stehen dann zur Verfügung.
Das Spiel verläuft eigentlich relativ einfach, wobei die Einfachheit des Ablaufs von der Unübersichtlichkeit des Geschehens überdeckt wird.
;) Das Spiel verläuft reihum. Der aktive Spieler muss eine der folgenden Aktionen durchführen:
(1) Architekt versetzen und ein Gebäudebau beginnen:
die Figur wird auf einen anderen Bauplatz des laufenden Jahrhunderts versetzt. Waren dabei Baustufen auf dem bisherigen Plättchens vorhanden, darf der Spieler das umgedrehte Gebäudeplättchen mit einem Sternmarker versehen (je nach Anzahl der Baustufen). Außerdem darf der Spieler dann noch drei Arbeiter aktivieren, d.h. er legt drei Arbeiterwürfelchen auf sein Handtableau. Arbeiterwürfelchen des umgedrehten Gebäudeplättchen landen dann in dem Einflussbereich des Gebäudes (fremde und eigene Würfel).
(2) Baustufe errichten:
der Spieler kann sich mit seinen Arbeiterwürfelchen an einem Gebäudebau beteiligen. Er setzt dazu die notwendigen Arbeiter (1-3) auf das Gebäudeplättchen ein. Hier dann gleich ein wichtiges Element des Spiels: man baut nicht nur an eigenen Gebäuden, sondern kann sich auch an fremden Gebäuden beteiligen. Der Vorteil dabei ist, dass man beim Bau an fremden Gebäuden, die Zusatzaktion der Gebäudegruppe nutzen kann (z.B. zusätzliche Arbeiter aktivieren, Arbeiter aus dem allgemeinen Vorrat in einen Einflussbereich einsetzen, Architekten versetzen, u.v.m.).
(3) Arbeiter in eine Einflusszone schicken: der Spieler setzt einen seiner aktiven Arbeiter in eine der Einflusszonen.
(4) Einen Leader auswählen: einmal pro Jahrhundert kann der Spieler einen der Leader auswählen (je nach Zeitpunkt erhält der Spieler
dann sogar noch aktive Arbeiter dafür). Die Leader bringen verschiedene Vorteile, die man dann in diesem Jahrhundert nutzen kann. So erlaubt z.B. einer der Leader, die Sonderfunktion
eines Baubereiches auch zu nutzen, wenn man an einem eigenen Gebäude baut (sonst ja nur bei fremden Gebäuden).
Hauptelement des Spiels ist es, durch das Verwenden der Arbeiter, diese in die verschiedenen Einflussbereiche zu bekommen, denn dort bekommt
man nach den Jahrhunderten (jeweils eine Wertung) Punkte gutgeschrieben. Für jeden Würfel gibt's dann in der Wertung einen Punkt. Der Clou dabei ist, dass der Spieler, der die
Mehrheit in dem Einflussbereich hat, die Hälfte der Arbeiter in den nächsten Einflussbereich übernehmen kann. Dort werden sie dann nochmals mit gewertet. Auch dort wird dann die Hälfte
der Mehrheit ins nächste Feld übernommen. Es wird sozusagen kaskadiert, so zumindest der Wortlaut der Spielanleitung. Die Abarbeitung der Einflusszonen erfolgt reihum. Bei welchem
Einflussbereich begonnen wird, ist vom gespielten Jahrhundert abhängig. Nach dem letzten Jahrhundert gibt es dann zur normalen Wertung noch die Schlusswertung. Die Spieler erhalten dort
noch Siegpunkte für Arbeiter auf dem Spielplan, für aktive Arbeiter auf dem Handtableau und Punkte für die gebauten Gebäude. Das größte zusammenhängende Baugebiet eines Spielers erklärt
dieser dann als sein Hauptgebiet. Dort bekommt er dann die Punkte, die in Ziffern auf den Sternmarker angegeben sind. Die restlichen Gebäude des Spielers bringen Punkte in der Anzahl der
abgebildeten Sterne. Der Spieler, der anschließend die meisten Punkte vorweisen kann, gewinnt das Spiel.
Klar, Québec ist ein typisches Mehrheitenspiel. Der Mechanismus mit den Bauplätzen, den auslösbaren Sonderaktionen und der dann nach und
nach in die Einflusszonen rutschenden Arbeitern ist ganz cool. Speziell die Kakadierungsregelung bei der Wertung der Einflusszonen ist noch cooler. Die verschiedenen Leaderkarten und die
verschiedenen Ereigniskarten bringen Abwechslung ins Spiel, können dann aber auch zu Grübelorgien führen :) Trotz des eigentlich einfachen Mechanismus wirkt das Spiel speziell in den
ersten Runden sehr unübersichtlich. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit klappt das dann aber schon deutlich besser und man kommt nach und nach ins Spiel rein. Dann macht es auch recht
viel Spaß. Trotzdem ist mir das Gebotene einfach zu wenig und der Funke wollte bei mir nicht so richtig überspringen. Den anderen Mitspielern hat es teilweise ganz gut gefallen. Bei mir
liegt es vielleicht daran, dass das Spielthema auch austauschbar wäre. Im Prinzip würde es auch als abstraktes Spiel funktionieren. Es stellt sich nicht so richtig das Gefühl ein, dass
man an was Größerem baut... das fehlt mir halt. Zwar hat man die Idee mit den vier Jahrhunderten gut umgesetzt, weil die Motive der Gebäude jedes Jahrhunderts die zeitlichen Entwicklung
erkennen lassen. Auch sind z.B. auf den Leaderkarten Geschichtsdaten zu Persönlichkeiten der damaligen Zeit mit angegeben, um das Spielthema zu transportieren. Trotzdem ist das Thema bei
mir irgendwo falsch abgebogen ;)
Die Regeln bieten eine Familienversion, bei der einige der Regeln anders sind. So werden z.B. die Leaderkarten nicht verwendet und auch die
Wertung der Einflusszonen verläuft anders (keine Kaskadierung). Zum Einstieg ist das Familienspiel vielleicht geeignet, doch später sollte man unbedingt auf die volle Version
zurückgreifen, denn nur so entfaltet das Spiel dann seinen Reiz.
Fazit:
brauchbares, aber anfangs etwas unübersichtliches, Strategiespiel für Vielspieler (zwar auch Familienversion im Regelwerk vorhanden, doch dieser Variante fehlt einfach der Pepp).
(c)2012 Dirk Trefzger
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