Die hübsche Box von „Heaven & Ale“ zeigt ein Kirchen- bzw. Klosterfenster mit Brauerei-Szenen... gefällt mir ganz gut; vor allem
finde ich es gut, dass der typische Pegasus-Rahmen nicht auf der Box ist... das sieht so einfach besser aus, finde ich. Auch das Material an sich finde ich super. Die ganze Aufmachung ist
stimmig, auch wenn ich schon viele andere Stimmen dazu gehört habe. Für mich passt da alles. Ok, die Spielertableaus sind wieder mal recht dünn, doch daran habe ich mich mittlerweile
gewöhnt. Dafür sind die enthaltenen Karten (Privilegkarten, Dukaten) schön stabil.
Was findet man in der quadratischen Box?... ein Spielplan, 100 Rohstoffplättchen, 24 Mönchsplättchen, 12 große und 12 kleine Fässer, 49
Scheuenplättchen, 4 Klostergarten-Spielpläne (die Spielertableaus), 20 Privilegkarten, 36 Wertungsscheiben, Dukaten in Münzen und Karten, 4 Spielfiguren, 4 Braumeister, 20 Rohstoffmarker
sowie die 8-seitige Spielanleitung. Nur acht Seiten Anleitung ist recht übersichtlich. Die Anleitung ist gut, enthält auch viele Abbildungen. Da erwartet man auf den ersten Blick
vielleicht ein mittelmäßig schweres Familienspiel, doch „Heaven & Ale“ zeigt sich – trotz überschaubarer Regeln – recht knifflig… gehört wieder einmal in die
Kategorie, schnell gelernt, schwierig zu meistern.
Jeder Spieler hat einen eigenen Klostergarten-Spielplan. In der Tischmitte liegt der
Spielplan, der auf den Feldern am Rand mit Rohstoff- oder Mönchsplättchen bestückt wird. Außerdem liegen noch die violetten Wertungsscheiben auf den
passenden Feldern. In der Spielplanmitte liegen noch Fässer, die man über bestimmte Felder, sogenannte Fassfelder, erhalten kann. Dazu muss man die Bedingungen des
Fassplättchens erfüllen (so eine Art öffentliche Aufträge). Links und oben auf dem Spielertableau gibt es die Rohstoffmarker bzw. die Produktionsfelder. Die
Rohstoffmarker starten auf unterschiedlichen Positionen. Holz am weitesten vorne, Gerste am weitesten hinten.
Es werden mehrere Runden gespielt. Die Anzahl der Runden hängt von der
Spieleranzahl ab. Bei unseren 2er Partien waren es drei Runden. D.h. die Figuren der Spieler umrunden den Spielplan insgesamt 3x. In Vollbesetzung (zu viert) sind es
dann 6 Runden. Der Spieler an der Reihe bewegt seine Figur vorwärts auf ein passendes Feld. Dort kann man Rohstoffplättchen oder Mönchsplättchen kaufen.
Der Preis ist abhängig davon, ob man das Plättchen auf die Schattenseite oder die Sonnenseite seines Klostergartens legen möchte. Die Sonnenseite kostet doppelt so
viel. Plättchen auf der Schattenseite bringen beim Aktivieren Dukaten, Plättchen auf der Sonnenseite bringen beim Aktivieren die entsprechenden
Rohstoffe, d.h. man bewegt den entsprechenden Rohstoffmarker vorwärts. Werden Mönche aktiviert, zieht man den Braumeister auf seinem Tableau vorwärts.
Hat man die Bedingungen eines Fassplättchens erfüllt, kann man mit seiner Figur auf ein Fassfeld ziehen und das entsprechende Plättchen nehmen. Es
gibt ein großes Plättchen (4 Punkte) und ein kleines Plättchen (2 Punkte). Zieht man auf ein Feld mit einer Wertungsscheibe, kann man
Wertungsfelder aktivieren. So kann man z.B. alle Felder mit einer "4" aktivieren oder man kann alle Gerstefelder aktivieren oder auch bestimmte
Mönche. Die Wertungsscheibe wird auf dem Wertungsfeld platziert und markiert, dass man diese Wertung schon genutzt hat.
Sobald man das Startfeld erreicht, platziert man seine Figur auf eines der Felder (Startspieler oder Feld mit einem Bonus). So wird der Startspieler für
die nächste Runde festgelegt. Sobald alle Spieler das Startfeld erreicht haben, wird die nächste Runde vorbereitet.
Ein Kernelement ist der Klostergarten. Hat man alle Felder um ein Scheunenfeld bebaut, dann erhält man das passende Scheuenplättchen. Welches das
ist, hängt davon ab, wie hoch der Scheuenertragswert ist. Alle Rohstoffplättchen um das Feld herum werden addiert. Abhängig von dem erzielten
Wert, erhält der Spieler dann einen Bonus. Zum einen darf man dann den Braumeister vorwärtsbewegen, zum anderen darf man bestimmte Felder
aktivieren, die um das Scheunenfeld herum liegen... alle Felder oder nur bestimmte Felder.... das bringt dann wieder Dukaten oder Rohstofferträge.
Man muss mit dem Geld gut haushalten, denn schneller als man sich umschauen kann, ist man schon pleite... und das ist definitiv schlecht. Denn man
darf auch nur auf Felder ziehen, bei denen man eine Aktion ausführen kann, meist muss man also ein Plättchen kaufen können. Hat man kein Geld
mehr, sieht es dann mit Aktionen ziemlich mau aus.
Interessant ist der Wertungsmechanismus. Abhängig von der Position des Braumeisters bringt
der hinterste Rohstoffmarker einen bestimmten Wert pro Punkt auf der Produktionsleiste. Je weiter vorne der Braumeister ist, desto höher ist dieser Multiplikator. Außerdem verbessert die
Position des Braumeisters auch die Tauschquote der Rohstoffe bei Spielende. Da nur der hinterste Rohstoffmarker für die Punkte ausschlaggebend ist, darf man bei Spielende zu diesem
Kurs Rohstoffe so tauschen, dass man weiter vorne liegende Marker z.B. 3:1 in den hintersten Rohstoff tauschen kann. Das macht man so lange, bis die Marker fast gleichauf liegen... dann
werden die Punkte ermittelt. Dazu kommen die Punkte der Fässer; wer dann die meisten Punkte vorweisen kann, der gewinnt das Spiel.
Zwar ist das Regelwerk recht einfach (wie gesagt nur 8 Seiten Umfang), doch die ersten beiden
Runden empfand ich noch als ziemlich unübersichtlich. Ich wusste nicht so richtig, was ich nun am besten machen sollte. Gegen Schluss der ersten Partie wurde das dann immer besser.
Spätestens in der zweiten Partie zündete „Heaven & Ale“ bei mir vollständig. Die Entscheidungen sind knifflig. Auf welches Feld soll ich springen?... vielleicht zum nächsten
Hopfen-Feld oder doch lieber zum nächsten Feld mit einer Wertungsscheibe, bevor mir das ein Mitspieler wegschnappt. Doch so würde ich ziemlich viele Felder und damit
Aktionsmöglichkeiten verschenken... das gefällt mir ganz gut. Ich meine, sowas gab es z.B. bei
"Glen More" schon... also neu ist es nicht, aber funktioniert super. Ich empfand die Partien zu
zweit schon spaßig, aber die Partien mit drei oder mehr Spielern waren super. Man kommt sich beim Auswahl der Felder und damit der Rohstoffplättchen oder Mönchen einfach mehr in die
Quere. Damit wird das Spiel deutlich interessanter. Allerdings kann es dann natürlich öfters mal vorkommen, dass man sich ärgert, weil ein Mitspieler
ein gewünschtes Plättchen weggeschnappt hat. Bei nur zwei Spielern hat man da fast schon freie Auswahl.
Was man erwähnen muss: das Thema passt zwar gut zum Mechanismus. Im Prinzip stellt man aber ja nicht wirklich Bier her. Wer also eine Art
Wirtschaftssimulation erwartet und schon ganz heiß darauf ist, sein eigenes Bier zu brauen, der könnte hier etwas enttäuscht sein. Man bewegt halt
während des Spiels Rohstoffmarker, die natürlich zum Thema Bierherstellung passen und im Prinzip tauscht man diese Rohstoffmarker zum Schluss
gegen Siegpunkte, die als Bierkrüge dargestellt werden, aber das wirkt alles etwas abstrakt. Die schöne optische Gestaltung lässt das aber schnell
vergessen und ich kann „Heaven & Ale“ definitiv empfehlen.
(c)2018 Dirk Trefzger
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