Wir danken Amigo-Spiele für die Zusendung eines Rezensionsexemplares !
Spiele mit Venedig-Thema gibt es zwischenzeitlich ja auch schon Einige. Doch bei dem vorliegenden Spiel von Amigo geht es nun speziell um
den grundlegenden Aufbau der Lagunenstadt... also vom Sumpf zur Stadt.. im wahrsten Sinne des Wortes. Denn anfangs ist der Spielplan von Sumpfplättchen übersäht und es ist die Aufgabe der
Spieler, diesen Sumpf trockenzulegen und eine schöne Stadt auf dem neugewonnen Bauland zu errichten. Das Spielfeld ist durchzogen von Kanälen, die gleichzeitig die Siegpunktestrecke
darstellen. Die Spieler fahren diese Strecke mit ihrer Gondel ab. Diese Bewegungen können durch Abgabe von Goldstücken bzw. Goldschätzen oder aber durch Bau von Gebäuden „erkauft“
werden. Sobald ein Spieler das Zielfeld erreicht oder aber eine Gebäudeart komplett verbaut wurde, endet das Spiel. Der Spieler, dessen Gondel den weitesten Weg zurücklegen konnte,
gewinnt das Spiel.
Das Spielmaterial von „Venedig“ ist recht hübsch und auch von guter Qualität. Die Plättchen sind zweckmäßig. Die Gebäude, die
Baumeisterfiguren und die Gondeln sind aus Holz und die Spielkarten sind bei Amigo eh immer von recht guter Qualität.. so auch hier.
Das Material im Überblick: - 42 Gebäudekarten - Spielplan - Spielanleitung - 5 x Basilika, 6 x Palazzo, 6 x Campo,
6 x Ponte, 19 x Casa - 18 Goldschätze (Plättchen) - 86 Sumpfplättchen - 4 Baumeisterfiguren
Der Spielmechnismus ist recht simpel und deshalb auch schnell verinnerlicht. Die Spielanleitung bringt die Regeln gut und schnell rüber und
ermöglicht einen schnellen Einstieg in „Venedig“, selbst wenn man die Regeln erst beim Spieleabend selbst studiert. Das Herz des Spiels sind die Gebäudekarten. Diese Karten zeigen
an, um welches Gebäude es sich handelt; wieviele Karten man von dieser Sorte benötigt, um dieses Gebäude zu bauen; wieviele Bauplatz-Felder das Gebäude auf dem Spielplan einnimmt (diese
müssen frei sein); wieviele Felder man die Gondel vorwärts bewegen darf (wenn man bei diesem Gebäude Baumeister ist/war).
Der Zug des aktiven Spielers läuft wie folgt ab: Der Spieler spielt Karten aus seiner Hand aus (legt sie offen hin) und baut Gebäude, falls
die für den Bau eines Gebäudes notwendigen Karten ausliegen. Anschließend legt er Felder mit Sumpfplättchen trocken und als letztes zieht er noch Karten nach und nimmt diese auf die
Hand.. das ist eigentlich schon der ganze Zug.. doch wo liegt nun der Kniff beim Spiel?
Der Hauptmotor des Spiels ist die Tatsache, dass man meist nicht alle Gebäudekarten auf einmal auf der Hand hält, die man für den Bau eines
Gebäudes benötigt. Man legt also Karten für den Bau aus und der nächste Spieler legt z.B. auch Karten für dieses Gebäude aus; es können also mehrere Spieler an dem Bau eines Gebäudes
beteiligt sein. Der Spieler, der die meisten Karten zum Bau eines Gebäudes beisteuert, der erhält eine Baumeister-Figur. Der nächste Spieler, der auch an diesem Gebäude baut, muss
mindestens eine Karte mehr zum Bau beisteuern, wenn er die Baumeister-Figur übernehmen möchte. Sobald nun die notwendige Anzahl an Karten für den Bau ausliegt, wird das Gebäude auf das
Spielfeld gesetzt. Dabei darf der Spieler den Bauplatz aussuchen, der die Baumeister-Figur dazu hat. Dieser bekommt dann auch die auf der Karte angegebene Anzahl an
„Bewegungs“punkten und kann seine Gondel entsprechend vorwärts bewegen. Andere Spieler, die sich am Bau beteiligt haben, gehen aber nicht leer aus. Sie dürfen ihre Gondel um die
Hälfte der Punkte (abgerundet), die auf der Karte angegeben ist, vorwärts bewegen. Es ist also nicht zwingend so, dass der aktive Spieler beim Bau eines Gebäudes auch automatisch die
Punkte der Karte absahnt.
Durch den beschriebenen Mechanismus steht man also immer vor der Wahl: soll man warten, bis man die weiteren Karten für den Bau eines
Gebäudes zusammen hat, um das Gebäude dann am Stück bauen zu können, oder legt man schon einmal Karten vor sich aus, um das Gebäude später zu vollenden... mit dem Risiko, dass ein anderer
Spieler vielleicht die Baumeister-Funktion beim Bau dieses Gebäudes einnimmt. Ständig auf die passenden Karten zu warten, ist allerdings nicht der richtige Weg... denn so vergeudet man
meist viel zu viel Zeit damit, sich auf dieses eine Gebäude zu konzentrieren... viel besser ist es, ständig ein wenig Punkte abzugreifen.. und das möglichst konstant.
Eine interessante Idee ist es, dass die Position der Gondel nicht nur den Punktestand der Spieler anzeigt, sondern gleichzeitig beim Bau
eines Gebäudes dafür verantwortlich ist, ob der Spieler noch einen Goldschatz für die Bautätigkeit erhält. Grenzt nämlich die Gondel eines Spielers an das Stadtviertel (es gibt 5 auf dem
Spielfeld) an, in welchem das Gebäude gebaut wurde, dann erhält dieser Spieler einen Goldschatz, wenn er am Bau beteiligt war.. zusätzliche Einnahmequelle also.. nicht zu vernachlässigen.
Bei der Bewegung der Gondeln ist zu betonen, dass Felder, die schon von einer anderen Gondel besetzt sind einfach übersprungen (aber nicht
mitgezählt) werden, so können Spieler, die hinterher „hinken“ ein wenig Boden gutmachen.
Für das Spiel zu zweit gibt es noch eine kleine Regelergänzung; allerdings auch diese Regel ist schnell erklärt. Es spielt einfach ein
virtueller Spieler mit; er baut an zwei Gebäuden mit, ohne dass für ihn eine Gondel bereitgestellt wird. Die letzte Seite der 8-seitigen Spielanleitung beschreibt noch einen
beispielhaften Spielzug, welcher auch die letzten Unklarheiten beseitigen sollte.
„Venedig“ funktioniert wirklich ganz gut. Trotz der einfachen Regeln (oder in diesem Fall vielleicht auch gerade deshalb) verübt das
Spiel einen gewissen Reiz :) Die Aktionen des aktiven Spielers sind übersichtlich und es kommt deshalb kaum zu größeren Wartezeiten (Grübler bitte weghören *gg*), was einen ganz
angenehmen Ablauf beschert. Die Idee, dass auch die Position des Zählsteines (in diesem Fall eben der Gondel) Auswirkungen auf den Spielablauf haben, ist auch ganz reizvoll. Das nette
Material trägt auch seinen Teil zum Spielspaß bei.
Fazit:
alles in allem ist „Venedig“ ein schönes und angenehm leichtes Familienspiel, welches man ohne „Bauchschmerzen“ weiterempfehlen kann.
(c)2007 Dirk Trefzger
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