Wir danken Schmidt Spiele für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!
Gleich ein Spoiler vorab: „Tavernen“ hat bisher so gut wie jedem Mitspieler gut bis sehr gut gefallen und bei uns ist es aktuell das am
meisten gespielte Brettspiel.
In der quadratischen Box findet man den Klosterspielplan, 4 Tavernen mit diversen Tavernen-Ausstattungen (zum Zusammen-Puzzeln), 16 weiße
Würfel, 12 farbige Würfel, 4 Bierdeckel als Würfelauslage, diverse Marker, Runden-Marker, Bierkrug als Startspielermarker, 207 kleine Karten (Gäste, Tavernen, Adlige, Stammgäste) und die
12-seitige Spielanleitung. Dazu gibt es noch 4 weitere kleine Module, die jeweils etwas zusätzliches Material mitbringen: Schnaps-Marker, Gaukler, Ruf-Marker, weitere Gäste, und und
und… für die zusätzlichen Module gibt es dann auch eine 4-seitige Ergänzungsanleitung, welche dann die Zusatzregeln der Module erläutert.
Die ersten Partien haben wir erst einmal nur das Grundspiel gespielt, bevor wir dann die weiteren Module dazu gepackt haben… also erst
einmal das Gundlegende: jeder Spieler hat eine eigene Tavernen-Auslage, an die diverse Erweiterungen gesteckt werden. Das Puzzle insgesamt stellt dann die gesamte Auslage und damit die
eigene Taverne dar. oben bietet die Taverne Platz für drei Gäste (3 Tische); links werden Kellnerinnen und Tellerwäscherinnen angelegt, rechts werden die Lieferanten oder Bierhändler
angelegt. Clever gelöst: die verschiedenen Teile der Taverne können aufgewertet werden. Man bezahlt dafür während der Partie die Kosten und dreht das entsprechende Bauteil um. So hat man
plötzlich Platz für 4 Gäste, oder man hat einen größeren Bierspeicher, oder man hat eine festangestellte Kellnerin…
Jeder Spieler hat ein Startdeck aus 7 Gästen und drei Tavernen-Karten (Kellnerin, Tisch, Bierlieferant). Dieses Deck wird gemischt und oben
links an die Taverne angelegt. Jede der acht Runden durchläuft mehrere Phasen, die man größtenteils simultan spielen kann. In einer dieser Phasen draftet man vier Würfel, in der
Hauptphase werden die eingesetzten Würfel für Aktionen genutzt. Die letztgenannte Phase wird in Spielerreihenfolge ausgeführt.
Grob läuft eine Runde so: Jeder Spieler deckt nach und nach Karten von seinem Nachziehstapel auf und legt diese in oder an die Taverne.
Gäste kommen auf die Plätze. Weitere Tische ermöglichen es, mehr Gäste zu platzieren. Andere Karten werden links oder rechts angelegt. Sobald alle Tische besetzt sind, endet diese Phase.
Für Kellnerinnen erhält man bis zu 3 zusätzliche Würfel in der eigenen Spielerfarbe. Anschließend würfelt man jeweils 4 weiße Würfel, packt diese auf einen Bierdeckel und draftet immer
einen Würfel reihum, bis dann eben jeder Spieler vier weiße Würfel erhalten hat. Alle Würfel können dann in einer weiteren Phase - auch wieder gleichzeitig - auf den Aktionsfeldern der
eigenen Taverne eingesetzt werden. Würfel auf Gästen bringen Geld, Würfel auf dem Mönch bringen Schritte auf der Klosterleiste, Würfel auf dem Bierlieferanten bringen Bier. Die
Tellerwäscherin erlaubt es, einen Würfel um ein Auge zu erhöhen. Man kann etwas Bier und etwas Geld für die nächste Runde speichern. Für Geld kann man dann weitere Tavernenkarten ins Deck
kaufen, für Bier kann man bessere Gäste ins Deck kaufen. Nach und nach gewinnt man auch Adlige als Gäste (10 Punkte wert), z.B. auch wenn man ein Upgrade der Taverne "kauft". Am
Ende der Runde werden die ausgelegten Karten abgeräumt und auf den Ablagestapel gelegt. Die nächste Runde beginnt, man deckt vom Nachziehstapel wieder Karten auf. Erst wenn der
Nachziehstapel verbraucht ist, wird der Ablagestapel wieder gemischt und bildet einen neuen Nachziehstapel.
Wer nach den acht Runden die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt die Partie. Am meisten Punkte bringen dabei die Adligen, aber auch
manche Gäste sind schon viele Punkte wert. Im Gegensatz zu anderen Spielen mit Deckbuilding-Elementen, kommen frisch gekaufte Karten direkt auf den Nachziehstapel. Damit kommen also diese
Karten in der nächsten Runde definitiv ins Spiel. Das fühlt sich irgendwie erfrischend an, obwohl das keine wirklich große Neuerung ist. Insgesamt ist es auch so, dass sich der
Spielverlauf recht frisch anfühlt. Ich kann gar nicht sagen, an was das genau liegt. Aber: der Ablauf ist einfach, spielt man die Phasen dann nach der ersten Probepartie tatsächlich
gleichzeitig hat man kaum Downtime. Damit verläuft eine Partie insgesamt recht flott. Die 60 Minuten sind gut einzuhalten. Schnell sind die Karten für eine nächste Partie sortiert und
weiter geht es mit dem nächsten Spiel.
Ok, was man natürlich sagen muss: die Interaktion zwischen den Spielern ist recht gering. Außer dem Drafting-Teil, in dem man sich die
besten weißen Würfel schnappt (oder dem Gegner wegschnappt) gibt es da nicht viel. Klar... da die Aktionen in Spielreihenfolge abgearbeitet werden, kann man auch dort dem Mitspieler einen
Gast wegschnappen, aber das tut eigentlich nicht weh... es kommen ja gleich neue nach, nicht so problematisch. Das Grundspiel, also eigentlich Modul I, ist vom Schwierigkeitsgrad her
vielleicht als gehobenes Familienspiel einzustufen. Mit den Modulen, die man nach und nach dazu packen kann, steigert sich dann auch die Komplexität etwas, wobei das Spiel in keinem Fall
übermäßig kompliziert wird.
Hier eine kurze Zusammenfassung, was man so an Erweiterungsmodulen erwarten kann:
Modul II: hier kommen Gaukler in die Tavernen. Diese ermöglichen es den Spielern, zusätzliche Aktionen auszuführen. Allerdings fordern die
Gaukler dafür Schnäpse und davon hat man nicht besonders viele… also gut überlegen, wofür man die Schnäpse ausgeben möchte.
Modul III: hier kommt es auf den Ruf der Taverne an. Es kommen weitere Gäste ins Spiel. Das Wirtplättchen wird umgedreht, so dass die
Rufleiste ersichtlich ist. Der Rundenablauf wird um die Ruf-Phase erweitert. Dort zieht man seinen Ruf-Marker um so viele Felder weiter, wie man Ertrag erhalten hat (Bier oder Geld…
das geringere davon, aber nur der Grundertrag). So bekommt man Boni; außerdem erhält man – abhängig von der Position des Makers bei Spielende – auch noch Punkte.
Modul IV: hier kommen Startkarten mit ins Spiel. Standardmäßig erhält man neben seinen 7 Stammgästen, noch einen Tisch, eine Kellnerin und
einen Bierlieferanten. Mit diesem Modul erhält man stattdessen die Boni, die auf einer der 3 ausgelegten Startkarten abgebildet sind.
Modul V: hier kommt das Gästebuch mit ins Spiel… auf den Gästen, die man für sich gewinnen kann, liegen Unterschriftsplättchen. Immer,
wenn man einen Gast erhält, dann bekommt man diese Unterschrift auf sein Gästebuch. Der Gast trägt sich also quasi ins Gästebuch ein. Dort erhält man dann wieder Boni, wenn man Spalten
oder Reihen vervollständigt.
Die Zusatzmodule sind klein, würzen das eh schon gute Grundspiel aber nochmals mit etwas mehr pfiff. Man kann es aber auch gut mit nur dem
Modul I spielen.
Was manchmal etwas stören kann, ist der hohe Glücksfaktor. Natürlich ist man von den gezogenen Karten abhängig. Gerade wenn man in den
letzten oder sogar DER letzten Runde eine extrem blöde Auslage zieht, dann kann man durchaus in dieser letzten Runde die Runde verlieren… oder man zieht eine Hammerauslage und
überholt punktemäßig alle Mitspieler… das kam hin und wieder schon vor und man kann sich schon etwas darüber ärgern. Dieses Glücks- oder halt auch Pech-Element sollte einem halt
nicht stören, denn das Spiel ist einfach sehr cool. Die Spieldauer ist mit 60 Minuten angegeben. Sind alle Mitspieler geübt, dann schafft man die Runde auch in 45 Minuten. Man kann also
an einem Abend auch durchaus mehrere Partien hintereinander spielen. Auch das haben wir schon ein paar Mal gemacht und es wurde uns nicht langweilig, das ist doch ein sehr gutes Zeichen.
Gestern wurden die Nominierungen zum Spiel des Jahres und Kennerspiel des Jahres 2019 bekannt gegeben. Ich hätte wetten können, dass man
„Tavernen“ dort irgendwo finden wird. Schade, dass die Jury das wohl anders gesehen hat. Für mich ist es eines der besten Spiele des Jahrgangs.
Fazit: schönes gehobenes Familienspiel, welches mit kleinen Modulen nach und nach kniffliger gemacht werden kann. Ich liebe es!
(c)2019 Dirk Trefzger
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