Wir danken Pegasus Spiele für die Zusendung eines Rezensionsexemplares !
Mal ehrlich: hat man zu Zeiten der Verbreitung der sogenannten Schweinegrippe wirklich ein gutes Gefühl, ein Spiel namens „Pandemie“
zu spielen?... hmm... zumindest vor dem ersten Spiel hatte ich schon ein komisches Gefühl, doch hat man die Hemmschwelle erst einmal überwunden, findet man in “Pandemie” ein
wirklich interessantes und spannendes Spiel.
Die Box von Pegasus Spiele verbirgt einen riesigen Spielplan, der die Weltkarte zeigt. Es werden darauf 4 Seuchengebiete gezeigt. Die
verschiedenen Städte in den Gebieten sind mit den 4 Seuchensymbolen markiert. Die Orte sind mit roten Linien verbunden, welche die Reisemöglichkeiten anzeigen. Der Ausbruchsmarker und der
Infektionsmarker werden auf dem Spielplan platziert. Der Ausbruchsmarker zeigt an, wieviele Ausbrüche bereits gelaufen sind, der Infektionsmarker gibt die Stärke der Infektion an. Im
Laufe des Spiels wird die Infektion immer stärker und die Seuchen breiten sich schneller aus. Jeder Spieler zieht eine der Rollenkarten und erhält diese sowie die Spielfigur in der
passenden Farbe. Die Rollenkarten geben besondere Fähigkeiten vor. So gibt es z.B. einen Arzt, der Infektionsherde einfacher auslöschen kann, oder einen Logistiker, der besondere
Reiseoptionen ermöglicht. Je nach Spieleranzahl erhalten die Spieler eine bestimmte Anzahl Spielerkarten auf die Hand. Die restlichen Spielerkarten werden auf dem passenden Feld
bereitgelegt. Zuvor wurden nach vorgegebenem System eine gewisse Anzahl an Epidemie-Karten in den Stapel integriert. Die 48 Infektionskarten werden gemischt auf dem entsprechenden Feld
bereitgelegt. Nun erhält noch jeder Spieler eine Übersichtkarte mit den Aktionsmöglichkeiten. Die Seuchenwürfel und die Forschungslabore werden auch bereitgelegt. Auch die
Gegenmittelmarker werden griffbereit neben den Spielplan gelegt.
Vor dem eigentlichen Spiel werden 3 x 3 Infektionskarten aufgedeckt. Die Infektionskarten zeigen jeweils einen Ort auf dem Spielplan. Auf
die ersten 3 Orte werden jeweils 3 Seuchenwürfel als Startinfektion gesetzt; auf die nächsten 3 Orte jeweils 2 Seuchenwürfel und auf die letzten 3 Orte dann halt jeweils einen
Seuchenwürfel. Eines der Forschungslabore kommt noch auf Atlanta und auch die Figuren der Spieler starten in Atlanta. Nun geht es erst richtig los...
Klar ist (zumindest sollte einem das bereits schon anhand des Titels klar sein), dass es bei „Pandemie“ darum geht, 4 tödliche
Seuchen, die sich auf der Welt verbreiten, einzudämmen bzw. auszulöschen. Interessant (kann für manche Spieler vielleicht ein Negativmerkmal sein) ist dabei, dass man nicht gegeneinander
spielt, sondern miteinander versucht, das Ziel zu erreichen. Es gewinnen oder verlieren also alle Spieler zusammen. Aber keine Angst: genau das macht dieses Spiel erst so richtig zum Hit.
Der Spielzug eines Spielers ist in 3 Schritte unterteilt:
(A) 4 Aktionen durchführen:
Zuerst führt der Spieler vier der möglichen Aktionen durch. Auf der Übersichtskarte, die jeder Spieler erhalten hat, sind die verschiedenen
Möglichkeiten angegeben. Es gibt einfache Aktionen, welche sich mit der Bewegung der Figuren beschäftigen. So kann man die Figur von Feld zu Feld (also von Ort zu Ort) bewegen. Man kann
aber auch Flüge nutzen, wobei dies allerdings die Abgabe der passenden Ortskarte erfordert. Ein Zubringerflug ermöglicht es dagegen, auch ohne spezielle Karte von einem Forschungslabor zu
einem anderen Forschungslabor zu fliegen. Viel mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht zu den Bewegungsmöglichkeiten sagen. Die besonderen Möglichkeiten erlauben es, z.B. ein
Forschungslabor gegen Abgabe der entsprechenden Ortskarte aufzubauen, ein Gegenmittel zu entdecken (dafür sind 5 Karten der gleichen Farbe notwendig), eine Seuche zu behandeln, oder sein
Wissen zu teilen (also Karten an einen Mitspieler zu übergeben oder zu empfangen, um die notwendigen 5 gleichfarbigen Karten auf die Hand zu bekommen, die notwendig sind, um in einem
Forschungslabor das Gegenmittel für diese Farbe zu finden.
Während der Züge reisen also die Spieler mit ihrer Figur in der Weltgeschichte herum, bekämpfen Seuchenherde vor Ort, sammeln die
notwendigen Karten, übergeben die Karten an ihre Mitspieler, entdecken die notwendigen Gegenmittel... und das alles, um vor Eintritt der verschiedenen Niederlagemöglichkeiten, alle 4
Gegenmittel gefunden zu haben. Das Spiel endet z.B. mit der Niederlage der Spieler, sobald der Spielerkartenstapel keine Karte mehr hergibt, sobald der 8. Ausbruch erfolgt ist oder sobald
ein Seuchenwürfel auf den Spielplan gelegt werden muss und keiner mehr in der passenden Farbe im Vorrat ist. Aber verlieren wollen wir ja nicht; deshalb müssen die Spieler eben versuchen,
vor Eintritt eines dieser Ereignisse, alle Gegenmittel zu finden, was je nach Schwierigkeitsgrad wirklich nicht einfach ist.
Den Schwierigkeitsgrad kann man mit der Anzahl der Epidemie-Karten im Spielerkarten-Stapel variiert werden. Anfangs sollte man nur 4 Karten
in den Stapel integrieren. Insgesamt sind 6 Karten möglich.
(B) Spielerkarten ziehen:
Nach den 4 Aktionen zieht der Spieler 2 Spielerkarten auf seine Hand nach. Wichtig ist es, die Obergrenze von 7 Handkarten zu beachten. Sind
mehr Karten auf der Hand, müssen die überschüssigen Karten abgegeben werden. Dies gilt übrigens auch, wenn man Karten von anderen Mitspielern im Zuge der Aktionen erhält. Sobald beim
Ziehen der Spielerkarten eine Epidemiekarte aufgedeckt wird, muss diese abgearbeitet werden. Die Infektionsrate erhöht sich um ein Feld. Die unterste Karte des Infektionskarten-Stapels
wird aufgedeckt. Dieser Ort wird mit 3 (!!!) Seuchenwürfeln versehen. Sobald auf einer Stadt mehr als 3 Seuchenwüfel einer Farbe liegen würden, kommt es zum Ausbruch und alle benachbarten
Städte werden mit jeweils einem Würfel dieser Farbe verseucht. Hier kann es evtl. sogar zu einer Kettenreaktion kommen, was die Seuche noch mehr verbreitet.
(C) Überträger spielen:
Nun zieht der Spieler noch genau so viele Karten vom Infektionskarten-Stapel wie die derzeitige Infektionsrate beträgt. Jede Stadt, die
gezogen wird, erhält dann einen einzelnen Würfel der entsprechenden Seuche. Auch hier kann es zu einem Ausbruch kommen. Immer wenn es einen Ausbruch gab, wird der Ausbruchsmarker um ein
Feld weitergeschoben (zur Erinnerung: nach 8 Ausbrüchen ist Sense).
Nachdem der Spieler den Überträger gespielt hat, endet sein Zug und der nächste Spieler im Uhrzeigersinn ist dran.
Sind die Spieler einverstanden, wird sinnvollerweise mit offenen Karten gespielt. Immerhin spielen die Spieler ja gemeinsam und nicht
gegeneinander.
Je nach Schwierigkeitsgrad brennt wirklich die Hütte. Ständig gibt es neue Infektionsherde, die sich rasend schnell ausbreiten. Man sollte
möglichst schnell eines der Gegenmittel finden, um gleich mal ein wenig Vorsprung zu bekommen, bevor man von den Seuchen komplett übermannt wird. Die verschiedenen Rollen der Spieler sind
ein interessantes Element; man sollte diese Sonderfähigkeiten nicht außer Acht lassen, den oftmals sind es genau diese Sondermöglichkeiten, die den Unterschied von Sieg und Niederlage
ausmachen. Übrigens ist das Spiel zu zweit etwas leichter zu gewinnen, als mit 3 oder gar 4 Spielern. Zum Einstieg kann man also ruhig mal das 2-Spieler-Spiel ausprobieren (vielleicht mit
nur 4 Epidemie-Karten), dann ist man nicht gleich gefrustet :)))
Ist man dann mal im Spiel drin, ist man wirklich regelrecht angefressen... man möchte es unbedingt schaffen, die Seuchen gemeinsam
einzudämmen. Der Spielreiz war bei allen Spielerunden ziemlich hoch... trotz des, wie anfangs erwähnt, recht heiklen Themas. Man muss natürlich dem Verlag zu Gute halten, dass das Thema
Schweinegrippe zum Zeitpunkt der Gestaltung des Spiels sicherlich noch nicht so brandheiß war, wie es momentan gerade ist. Auch haben die verschiedenen Seuchen keine echten Namen im
Spiel. Es gibt also nur die „rote“, die „blaue“, die „gelbe“ und die „schwarze“ Seuche, aber ohne konkrete Bezeichnungen... das ist vielleicht weniger bedrückend
:-o
Das Spiel war übrigens zum Spiel des Jahres 2009 nominiert, was wirklich sehr gerechtfertigt ist. Das Spielmaterial ist sehr zweckmäßig
ausgefallen. Die Grafik des Spielplans ist schlicht, aber durchaus brauchbar und sehr übersichtlich. Die Seuchenwürfel und die Labore sind aus Holz. Die Karten sind von guter Qualität und
auch zweckmäßig gestaltet. Alles in allem ist das Material ganz ok, wenn auch nicht unbedingt ein optischer Traum :))
Wer sich nicht von dem Kooperationsmerkmal des Spiels oder von der Thematik abschrecken lässt, der findet ein wirklich cooles und absolut
spannendes und empfehlenswertes Spiel.
(c)2009 Dirk Trefzger
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