Wir danken Corax Games (bzw. der Spieleschmiede) für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!
In der quadratischen Box findet man einen großen Spielplan, 5 Spielertafeln, 40 Virusplättchen, Zonenmarker, Kollapsmarker, 5 Vorrangmarker, 5
Wertungssteine, 5 Forschungsmarker, Mutationskarten, Zonenkarten, Ereigniskarten und natürlich die Spielanleitung. Über Krankheiten oder Infektionen macht man ja keine Scherze. Trotzdem ist
"Viral" diesbezüglich natürlich nicht ernst gemeint. Denn bei "Viral" sind wir ein Virusstamm und müssen die Organe eines Patienten befallen, um Viruspunkte zu sammeln. Wer bei
Spielende die meisten Viruspunkte vorweisen kann, der ist der Supervirus und gewinnt die Partie.
Der Spielplan zeigt verschiedene Organzonen mit den verschiedenen Organen oder Organteilen. So besteht die Verdauungszone aus drei Organen und die Zone
Gehirn nur aus einem einzelnen Feld. Die Organe sind über den Blutkreislauf miteinander verbunden. Die Bewegungsrichtung wird dabei durch kleine Pfeile dargestellt. Besondere medizinische Kenntnisse
werden also nicht benötigt. Jeder Spieler hat eine Tafel mit den verschiedenen Symbolen und einem Bild seines Virus'. Dann hat jeder Spieler sechs Zonenkarten und fünf Basis-Mutationskarten.
Das Spiel verläuft über sechs Runden, die in jeweils sechs Phasen unterteilt sind.
Diese Phasen kann man am linken Spielfeldrand auch sehen. Mit dem Phasenzähler geht man dort Schritt für Schritt durch. Das ist sehr übersichtlich und dadurch eben auch ganz praktisch.
Hier ein kurzer Überblick über diese sechs Phasen: Phase 1: hier spielen die Spieler 2
x 2 Karten aus, um dann anschließend die gewählten Aktionen ausführen zu können. Man wählt eine Zone und eine Mutationskarte. Blau hinterlegte Symbole der
Mutationskarte müssen in der gewählten Zone genutzt werden, die anderen Symbole ermöglichen auch Aktionen außerhalb dieser Zone. Die so gespielten Karten stehen
dann erst in der übernächsten Runde wieder zur Verfügung, denn für die nächste Runde liegen sie dann erst einmal im "Wartebereich" (oberhalb der Spielertafel).
Phase 2: in der sogenannten Forschungsphase werden die Zonen nacheinander überprüft. Der kontrollierende Spieler erhält Punkte für diese Zone. Um eine Zone
zu kontrollieren, muss der Spieler in jedem Organ dieser Zone mindestens einen Virus haben; außerdem muss er dann aber auch die Mehrheit haben, falls dies auf
mehrere Spieler zutrifft. Da die Ärzte aber nach einer Heilungsmöglichkeit suchen, muss der Spieler, der die Punkte erhalten hat, seinen
Forschungsmarker um die entsprechende Anzahl Felder hoch bewegen. Phase 3: hier wird das Ereignis abgearbeitet. So erhält man beispielsweise
Sonderpunkte, wenn man ein bestimmtes Organ kontrolliert, oder auch andere Ereignisse. Die Ereigniskarten sind sehr witzig gestaltet; man sollte sie
sich ruhig mal genauer anschauen. Da bei Spielbeginn sechs Karten als Ereigniskarten bereitgelegt werden, sieht man auch an diesen Karten, ob die
letzte Runde schon gekommen ist. Phase 4: hier werden nun die Kollapsmarker abgearbeitet. Ein Kollaps wird ausgelöst, wenn ein Organ eine
bestimmte Anzahl Virenmarker auf sich liegen hat. Die auslösende Anzahl hängt von der Spieleranzahl ab. Der Spieler mit den meisten Viren auf dem
Organ erhält dann zwei Punkte, die anderen anwesenden Spieler dann einen Punkt. Phase 5: liegt ein Forschungsmarker zu diesem Zeitpunkt auf dem
obersten Feld der entsprechenden Leiste, behandeln die Ärzte den Patienten mit einem passenden Mittel. Das führt dazu, dass alle Viren des Spielers
entfernt werden müssen. Das Entfernen von Viren kann man übrigens verhindern, indem man den Virus mit der Schild-Aktion auf die Schild-Seite
dreht. Damit ist dieser Virus geschützt und wird nur auf die normale Seite umgedreht, statt ganz entfernt zu werden. Da man nicht inflationär Viren
einsetzen darf, ist das eine recht wertvolle Aktion, die man ruhig auch nutzen sollte. Phase 6: hier wird der Vorrangmarker in eine neue Reihenfolge
gebracht... und zwar in umgekehrter Reihenfolge der Siegpunkteleiste. Die Positionen der Vorrangmarker sind für die Auflösung von Gleichständen
ausschlaggebend. Auch das ist nicht zu vernachlässigen, da ja i.d.R. nicht besonders viele Virenmarker auf einem Organ liegen.
Einer der Knackpunkte von "Viral" ist, dass man ja die genutzten Karten erst in der
übernächsten Runde wieder zur Verfügung hat. Setzt man also beispielsweise Viren aufs Herz, dann kann man als nächstes nicht nochmals Viren dort einsetzen, da diese Zonenkarte ja nicht
zur Verfügung steht. Allerdings kann man z.B. einen Virus in ein vorgelagertes Organ einsetzen und dann mit einer Bewegungsaktion diesen Marker auf das Herz bewegen. Dies erfordert gute
Planung und gute Reaktionen auf die Handlungen und Vorhaben der Gegner. Denn ein einzelner Marker kann darüber entscheiden, ob es Punkte gibt oder nicht. Überschreitet man mit seinem
Punktemarker die entsprechenden Felder der Punkteleiste, erhält man neue Mutationskarten auf die Hand. Zum einen sind diese teilweise auch noch Punkte wert bei Spielende, zum
anderen bringen die natürlich mehr Aktionsmöglichkeiten. Die Ereigniskarten bringen noch etwas Pfiff in die jeweilige Runde. Zwar sind die Ereignisse nicht so extrem stark, dass alles
über den Haufen geworfen wird, aber der eine oder andere Punkt kann hier schon eingefahren werden. Außerdem sehen diese Karten einfach total cool aus. Die Grafik ist sehr gelungen.
Auch die übrige Grafik ist sehr nett. Die Viren sehen sehr witzig aus. Im Übrigen könnte das "Spielmonster" auch ein solcher Virus sein. Die Darstellung der Organe auf dem Spielplan ist
eher zweckmäßig und überraschend bunt. Der bunte Plan und auch die Grafiken der Viren tragen deutlich dazu bei, das Thema nicht allzu ernst zu nehmen... und das ist ja auch gut so.
Der Spielablauf ist recht übersichtlich; die Übersicht auf der linken Spielplanseite trägt hier
deutlich dazu bei. Die ideale Nutzung der geringen Anzahl an Aktionen im Spiel ist schon
ziemlich knifflig. Es werden ja immerhin nur sechs Runden gespielt und in jeder dieser sechs Runden spielt man jeweils zwei Mutationskarten... das
ist nicht viel... da sollte man sich schon Gedanken machen, was man erreichen will… und genau das kann natürlich bei großen Runden mit dem einen
oder anderen Grübler zu einer spürbaren Downtime führen. Grübelt man nicht allzu lange, dann läuft das Spiel aber angenehm flott, genauso, wie es
mir gefällt. Ach ja, bei der 2-Personen-Partie spielt noch eine neutrale Farbe mit. Klar, "Viral" ist ein Mehrheitenspiel und das funktioniert bestimmt
am besten in höherer Besetzung. Die "Krücken"lösung mit dem Dummyspieler (was ich normalerweise nicht so mag) funktionierte hier aber auch schon ganz gut und störte nicht weiter.
Trotzdem ist „Viral“ spaßiger, wenn man es zu dritt oder zu viert spielt. Dann kommt man sich mit seinen Viren einfach mehr in die Quere und der
Kampf um die Mehrheiten ist viel spannender. In Vollbesetzung (5 Spieler) könnte das Problem der erwähnten Downtime deutlicher spürbar sein, deshalb spielen wir es am liebsten zu dritt.
(c)2017 Dirk Trefzger
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