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Wir danken Asmodee für die Zusendung eines Rezensionsexemplars!
Spyrium kommt in einer regalschonenden kleinen Box daher, doch trotz der kleinen Maße ist die Box für das enthaltene Material immer noch
fast zu groß. Folgendes Material ist enthalten: 35 Arbeiter, 20 Scheiben, 50 Spyrium-Kristalle, 24 Zahlenplättchen, Münzen, Bonusplättchen, ein Satz Karten (Basis-, Ereignis-, Patent-,
Spezialisten-, Gebäudekarten) und ein kleiner Spielplan. Das Material geht in Ordnung. Die Spyrium-Kristalle sind hübsch, die Grafik der Karten ist nicht schlecht, wirkt aber auf Dauer
etwas langweilig. Als Arbeiter findet man die üblichen Carcassonne-Meeples. Schade finde ich, dass enthaltenen Karten keine Bezeichnungen enthalten. Zwar kann man in der Anleitung
nachschauen, welches Gebäude nun was ist, bzw. man erkennt es teilweise schon an der Karte oder der Funktion, was es für ein Gebäude ist (gilt im übrigen auch für die Spezialisten), doch
man behält irgendwie einen gewissen Abstand zum Spielgeschehen, weil man sich so nicht richtig mit seinen Taten identifizieren kann. Das mag manchen Spielern egal sein, mich stört es ein
wenig. Vermutlich hat man wegen des internationalen Vertriebs des Spiels auf Kartenbezeichnungen verzichtet. Die Symbole der Karten sind weitestgehend selbsterklärend. Nach ein paar
Runden muss man kaum noch in der Anleitung nachschauen, was nun welche Karte genau für eine Funktion hat. Jeder Spieler erhält eine Startkarte, 8 Pfund als Startkapital, 2 Spyrium und 3
Arbeiterfiguren. Die Startkarte legt der Spieler vor sich ab. Rechts davon werden später Gebäude gebaut, links davon werden gekaufte Patente platziert. Das Spiel kann starten.
Der kleine Spielplan wird am Rand des Spielfeldes platziert. Dort finden die Ereigniskarten ihren Platz. Außerdem gibt es dort die
Residenzleiste, auf der jeder Spieler eine Markierungsscheibe platziert. Auch ein Siegpunkte-Pfad ist enthalten. Oben sieht man zwei Felder für die beiden Phasen, die in jeder Spielrunde
absolviert werden. Eine Scheibe jedes Spielers markiert dabei, in welcher der beiden Phasen sich der Spieler gerade befindet. Das Spiel verläuft insgesamt über 6 Runden. Vor jeder
Runde wird ein Kartenraster ausgelegt, mit 3 x 3 Karten. Zwischen den Karten wird dabei eine kleine Lücke gelassen, denn da werden später die Arbeiterfiguren platziert. In der Phase 1
platzieren die Spieler reihum ihre Arbeiter zwischen jeweils zwei der ausliegenden Karten. Sobald ein Spieler sich entscheidet, in die Phase 2 zu wechseln, schiebt er seine
Markierungsscheibe von Phase 1 zu Phase 2 und führt dann direkt eine Aktion aus. In der Phase 2 können Arbeiter aktiviert werden oder auch Gebäudeaktionen genutzt werden. In beiden Phasen
kann man übrigens einmal pro Runde das aktuell gültige Ereignis nutzen. Was heißt aber nun "Arbeiter aktivieren"?... man sucht sich einen seiner Arbeiter aus, wählt eine
Karte, an welcher der Arbeiter angrenzt, aus und erhält dann Münzen in Höhe der weiteren Figuren, die an die selbe Karte angrenzen. Klar, ohne Moos, nichts los, doch noch wichtiger ist
es, Arbeiter zu aktivieren, um eine angrenzende Karte zu kaufen bzw. zu aktivieren. Spezialisten bringen z.B. Siegpunkte, Spyrium und mehr... die Spezialisten bleiben dabei allerdings an
ihrem Platz liegen; anders sieht das bei den Gebäuden oder Patenten aus. Kauft man diese, dann werden diese in die eigene Auslage gelegt. Die Kosten einer zu kaufenden Karte hängen zum
einen von den Grundkosten der Karte selbst ab, zum anderen aber auch wieder von den sonstigen angrenzenden Figuren (je mehr Figuren, um so teurer). Bei den Gebäude kommen dann noch die
Kosten für den Bauplatz dazu. Mit jedem ausliegenden Gebäude wird der nächste Bauplatz teurer. Gebäude gleicher Art kann man aber auch später überbauen und muss so nur die Differenz als
Baukosten bezahlen. So kann man z.B. von einer Standardmine zu einer Super-Duper-Mine wechseln. Die Art, wie die Arbeiter eingesetzt werden, gefällt mir sehr gut. Ähnliches kennt man z.B.
auch von "Die Speicherstadt" von Stefan Feld. Auch dort wird die Karte teurer, je mehr Figuren dort stehen. Allerdings stehen die Figuren bei "Spyrium" ja zwischen
zwei Karten und man kann die Figuren nutzen, um Karten aktivieren/kaufen oder aber auch um Cash zu bekommen... das funktioniert super, ist hochspannend und machte uns in allen Partien
sehr viel Spaß. Auch toll gefällt mir die Sache mit dem Phasenwechsel. Man bestimmt ja selbst, wann man von Phase 1 zu Phase 2 wechseln möchte. So kann es gut vorkommen, dass man bereits
nach der ersten Figur bereits in die Phase 2 wechseln möchte, um als erster Spieler die gewünschte Karte sicher zu bekommen. Eigentlich ein einfaches, aber sehr effektives, Element.
Hat man dann während des Spielverlaufs Gebäude vor sich liegen, kann man diese Gebäude in der Phase 2 für wertvolle Aktionen aktivieren.
Auch hier kann man Siegpunkte kassieren, Spyrium erhalten, auf der Residenzleiste hochklettern (sichert ein besseres Einkommen für die kommenden Runden) und mehr. Oftmals muss man Figuren
dazu einsetzen... eben die Figuren, die man in der Phase 1 noch nicht zum Einsetzen genutzt hat. Klar, dass es wichtig ist, während des Spiels immer mehr Arbeiter hinzu zu bekommen. Das
ganze Spiel wird dominiert von der Notwendigkeit eines guten Timings, und nicht nur wegen des Phasenwechsels.
Die Spieldauer ist mit 30 - 90 Minuten angegeben. Die 2er-Partie lässt sich schon mit ca. 30 Minuten erledigen, das würde passen. Ich glaube
aber nicht, dass man in Vollbesetzung mit 90 Minuten hinkommen kann. Ok, wenn alle Spieler ihre Züge aus dem Bauch raus ausführen, könnte es vielleicht gerade so klappen, doch unsere
Partie zu fünft dauerte über 2,5h und auch die Partie zu viert dauerte über 2 Stunden. Obwohl ja während der Runden nur 3 x 3 Karten ausliegen, waren die Partie zu keinem Zeitpunkt
langweilig, was ich wirklich etwas überraschend fand. Nach der ersten Partie dachte ich eigentlich, dass mich "Spyrium" nicht lange fesseln kann, doch das Spiel hat sich
einen festen Platz in meinem Spieleregal ergattern können... und das nicht nur wegen der geringen Größe der Box :) Ach ja, noch kurz zum Steam-Punk-Setting von "Spyrium". Mir
gefallen solche Steam-Punk-Szenarien immer recht gut, ob bei Filmen oder Video-Games; eben auch bei Brettspielen. Nicht alle Mitspieler konnten mit dem Thema was anfangen, mir
gefällt’s.
Fazit:
kleines aber sehr feines Strategiespiel mit deutlich taktischen Ausprägungen... man plant also zum einen langfristig eine funktionierende Punktemaschine, zum anderen muss man auch kurzfristig umentscheiden, wenn die Pläne der Mitspieler die eigenen Pläne kreuzen. Tolles Spiel.
(c)2013 Dirk Trefzger
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