Zugegeben, "Spielmonster.de" gibt es mittlerweile schon seit 2001; und trotzdem war hier bisher keine Rezension von "Siedler
von Catan" zu finden; diesen Umstand möchte ich hiermit ändern. Ich möchte über einen Meilenstein der Brettspielgeschichte berichten... zumindest für mich ist es einer. Im Jahre 1995
erhielt das Spiel in der "alten" Fassung den Kritikerpreis "Spiel des Jahres". Damals erwachte mein bis dahin mittelmäßiges Interesse an Brettspielen und nach kurzer
Zeit war ich total "angefressen". Im Jahre 2003 wurde der Klassiker (ja... Klassiker würde ich das Spiel bereits nach 12 Jahren Marktpräsenz nennen) von Klaus Teuber ein wenig
umgestaltet. Das Design des Zubehörs wurde ein wenig geändert. Die Siedlungen und Städte wurden durch modellierte Plastikteile ersetzt, was bei Liebhabern von Holzmaterial
Riesendiskussionen ausgelöst hatte. Ich selbst besitze beide Versionen, diverse Erweiterungen (wie Seefahrer, Städte und Ritter, 5-6 Spieler....) und bin mit beiden Materialvarianten ganz
zufrieden. Selbstverständlich ist es für Besitzer der "alten" Fassung ein wenig nervig, dass die Erweiterungen mit dem neuen Material nur eingeschränkt kompatibel sind
(zumindest optisch eben nicht). Schätze, die Einführung der Neufassung hatte im Wesentlichen kommerzielle Gründe... man wollte der "eierlegenden Wollmilchsau" "Siedler von
Catan" neues Leben einhauchen, denn auch Brettspiele-Fans, die bereits die ursprüngliche Fassung besaßen, stürzten sich begeistert auf das neue Design... ist doch schon komisch,
oder?... wie gesagt: ich selbst besitze auch die neue Fassung, nehme mich deshalb von der beschriebenen Beobachtung nicht aus ;))
Nun aber für all diejenigen, die noch nicht vom Siedler-Virus infiziert sind, ein wenig zum Spiel selbst. Zumindest die Spielebox sieht noch
aus wie früher... darin findet man folgendes Material:
- 19 Landschaftsfelder - Rohstoffkarten - 25 Entwicklungskarten - 4 Bauübersichten - 2 Sonderkarten - 16 Städte - 20
Siedlungen - 60 Straßen - 18 Zahlen-Chips - 2 Würfel - Räuberfigur
So... zuerst wird die Insel Catan in der Tischmitte aufgebaut. Dazu werden die 6eckigen Felder aneinandergelegt (siehe Bild). Die
Zahlen-Chips werden verdeckt gemischt und auf die Inselkarten gelegt (offen). Die Zahlen geben später an, bei welcher gewürfelten Augenzahl man Rohstoffe erhält. Jeder Spieler erhält eine
Bauübersicht. Die Entwicklungskarten werden gemischt und als Stapel bereitgelegt. Auch die Rohstoffkarten werden neben der Insel bereitgelegt. Ein Spieler übernimmt die Funktion der Bank.
Die Städte, Siedlungen und die Straßen werden auch in greifbarer Nähe platziert.
In der Startrunde platzieren die Spieler zwei Siedlungen auf der Insel. Gebäude werden stets am Rand der
Landschaftskarten gebaut. So grenzt eine Siedlung oder später eine Stadt stets an eine, zwei oder drei Landschaftskarten an (Wasserfläche mal ausgenommen). Als
Startkapital bekommt man die Rohstoffe der Landschaftsfelder, die an die eben gebaute Siedlung angrenzen.. dann geht es los.
Der aktive Spieler würfelt beide Würfel. Die gewürfelte Zahl gibt an, welche Landschaftsfelder Erträge "abwerfen".
Grenzt eine Siedlung an ein solches Landschaftsfeld an, bekommt der Besitzer dieser Siedlung eine entsprechende Rohstoffkarte (Holz, Lehm, Getreide oder
Schaf). Nachdem die Erträge verteilt wurden, hat der aktive Spieler die Möglichkeit, die Rohstoffkarten, die er bestitzt, für Bau- oder Kaufaktionen zu
nutzen. Er kann so z.B. für ein Holz+Lehm eine Straße bauen und so seine Reichweite auf der Insel vergrößern. Neue Siedlungen
darf er nämlich nicht irgendwo hin bauen, sondern auf Bauplätze, die er mit Straßen erreicht hat. Später kann man auch
Siedlungen durch Städte austauschen, man baut also die Siedlung zu ner Stadt aus. Der Vorteil einer Stadt ist, dass
dieses Gebäude später zwei statt nur einer Rohstoffkarte(n) einbringt. Auch Fortschrittskarten kann man mit
Rohstoffkarten kaufen. Diese ermöglichen dem Spieler gewisse Sonderaktionen, wie z.B. gratis zwei Straßen zu bauen, o.ä...
Ach ja... die "7" gibt es nicht als "Zahlen-Chip". Sobald diese Augenzahl gewürfelt wird, wird der Räuber aktiv. Der
aktive Spieler versetzt die Räuber-Figur. Zum einen wird dann das Feld für Erträge gesperrt (bis die Räuber-Figur
wieder weitergezogen wird), zum anderen darf der aktive Spieler einem Gegner eine Rohstoffkarte aus der Hand ziehen.
Ein wichtiges Element bei "Siedler von Catan" ist es, während seines Zuges mit den Mitspielern zu handeln. Man kann
so versuchen, fehlende Rohstoffkarten zu ertauschen... dies fördert natürlich die Kommunikation während des Spiels
und auf gewisse Weise das Konfliktpotenzial... denn wer möchte schon mit seinem Gegner Rohstoffe tauschen, wenn dieser einem gerade eben den besten Bauplatz weggeschnappt hatte ;))
Das Spiel geht nun solange, bis einer der Spieler es schafft, 10 Siegpunkte (SP) vorweisen zu können. Dabei sind
Siedlungen 1 SP und Städte 2 SP wert. Außerdem gibt es noch Siegpunkte für die größte Rittermacht (über
Fortschrittskarten) und für die längste Straße (wechselt während des Spiels ggfs.). Hat ein Spieler diese 10 Punkte erreicht, verkündet er dies und gewinnt das Spiel.
"Siedler von Catan" macht einfach Spaß, da kann man nicht viel dagegen sagen. Auch bei unser Spielgruppe landet das
Spiel des Jahres 1995 immer wieder auf dem Spieletisch.. meist in der oben beschriebenen Grundfassung.
"Grundfassung" erwähne ich deshalb, weil es zu "Siedler von Catan" mittlerweile ewig viele Erweiterungen gibt... gute
und schlechte Erweiterungen. Richtig gut finde ich eigentlich die Erweiterung "Städte & Ritter", weil es dem Spiel
damals nochmals eine kleine Spritze "Komplexität" verpasst hat. Nie so richtig gut kam bei uns die Seefahrer
-Erweiterung an. Zwar fand ich die Idee mit dem Entdecken der neuen Landschaftskarten ganz interessant, aber
trotzdem landete diese Erweiterung nur selten auf unserem Spieletisch. Was man als Siedler-Fan unbedingt besitzen
muss, ist die Erweiterung für 2 Spieler mehr. Darin findet man zwei zusätzliche Figuren-Sätze, sowie zusätzliche Landschaftskarten für eine größere Insel.
Die Spielanleitung ist gewohnt gut und ermöglicht einen guten und relativ einfachen Einstieg in die Catan-Welt. Wem
das Studium des Regelwerks zu anstrengend ist, der kann sich auf "www.profeasy.de" die Regeln erklären lassen.
Fazit: wer das Spiel noch nicht hat, der sollte es sich dringend besorgen... meinem Geschmack nach ist die "alte"
Fassung zu bevorzugen, falls man dieses irgendwo auftreiben kann. Natürlich ist auch die Plastikfassung interessant,
gerade, wenn man beabsichtigt, das Grundspiel anschließend mit verschiedenen Erweiterung aufzuwerten.
(c)2007 Dirk Trefzger
[Top]
|