Bereits auf der Messe 2013 in Essen kam das Spiel als "Händler der Karibik" bei der Wiener Spiele Akademie raus. Zugegeben, als
ich im letzten Oktober auf der Messe herumgegeistert bin, hab ich mir viele Spiele angeschaut, doch "Händler der Karibik" fiel mir irgendwie durch das Raster; keine Ahnung
warum. Gut aber, dass sich ein großer Verlag, in diesem Fall Pegasus Spiele, dem Spiel angenommen hat. Nun kam es also als "Port Royal" als Neuauflage raus. Da ich
zwischenzeitlich viel darüber gelesen hatte, hab ich dann doch zugegriffen... und so viel kann ich verraten: das Spiel ist definitiv einen oder auch mehrere Blick(e) wert.
In der kleinen Box findet man ein Kartendeck aus 120 Karten sowie zwei Anleitungen (deutsch und englisch). Das Seefahrts- bzw. Piratenthema
ist auf den Karten gut getroffen. Ein Teil der Karten zeigt Schiffe in verschiedenen Farben. Außerdem gibt es 6 Expeditionsaufrufe (quasi Aufträge, die man für Punkte und Münzen erfüllen
kann). Die meisten Karten aber zeigen verschiedene Personen, die man anheuern kann. Die Personenkarten bringen zum einen die wichtigen Siegpunkte, zum anderen zeigen sie teilweise
Symbole, die man für das Erfüllen der Expeditionsaufrufe nutzen kann... oft bringen sie aber noch Vorteile mit, die man verfügbar hat, sobald man sie angeheuert und dann also vor sich
ausliegen hat.
Die Rückseite der Karten zeigt eine Goldmünze. Vom Start weg hat jeder Spieler drei solche Münzen vor sich ausliegen. Zusätzlich zu der
Vorderseite der Karten (Schiffe, Personen, etc.) werden die Karten also auch als Währung genutzt, in dem sie mit der Rückseite nach oben vor dem Spieler liegen. Das so ausliegende Geld
ist für jeden Spieler immer einsehbar. Der Spielablauf ist recht einfach, was sich aber im Spielverlauf sehr angenehm anfühlt. Der aktive Spieler deckt nach und nach Karten vom
Nachziehstapel auf und bildet damit eine offene Kartenreihe. Der Spieler entscheidet, wann er das Aufdecken beenden möchte. Zwangsläufig beendet wird das Aufdecken, sobald der Spieler ein
Schiff in einer Farbe aufdeckt, die bereits in der Reihe vorhanden ist. Je mehr Karten der Spieler aufdeckt, desto besser ist natürlich die Auswahl, aber desto höher ist das Risiko, dass
das zweite Schiff einer Farbe aufgedeckt wird. Im weiteren Verlauf kann man Piraten oder Matrosen anheuern, um solche Schiffe beim Aufdecken abzuwehren. So kann man das Risiko etwas
minimieren, in einer Runde komplett leer auszugehen. Maximal drei Karten darf der aktive Spieler aus der Auslage nehmen. Personen müssen bezahlt werden, Schiffe bringen weitere Münzen
ein, die man dann später wieder in das Anheuern weiterer Personen investieren kann. Sobald der aktive Spieler seinen Zug beendet hat, haben die Mitspieler reihum die Möglichkeit, auch
noch eine Karte aus der Auslage zu ergattern. Entscheidet sich ein Spieler hierfür, muss er dem aktiven Spieler eine Münze bezahlen. Anschließend wird die Auslage abgeräumt und der
nächste Spieler wird zum aktiven Spieler, der dann wieder eine Kartenreihe aufdeckt.
Wird während der Züge ein Expeditionsaufruf aufgedeckt, dann wird dieser offen neben die Kartenreihe gelegt. Ab dann können die Spieler die
notwendigen Kartensymbole abgeben, um dafür diesen Auftrag zu erhalten. Das bringt Münzen und Siegpunkte. Sobald ein Spieler 12 Einflusspunkte erreicht hat, wird das Spielende
ausgelöst. Da jeder Spieler gleich oft dran ist, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt. Der rechte Nachbar des Startspielers ist also der letzte Spieler, der als aktiver Spieler
eine Kartenreihe aufdecken darf.
Was ich besonders toll finde an "Port Royal", ist die Tatsache, dass man einfach nur sämtliche Karten als Deck mischt und dann
direkt loslegen kann. Es sind also kaum Vorbereitungsarbeiten notwendig. Das ideale Spiel zum "Mitnehmen". Etwas Platz sollte man auf dem Spieltisch aber schon haben, wegen der
ausliegenden Karten (die in der Tischmitte und die vor den Spielern). Ich finde das "press-your-luck"- Element von "Port Royal" wirklich spaßig: "soll ich noch ne
Karte aufdecken, oder versaue ich mir da die Runde?...hmm, ach, was soll's... MIST... ein zweites rotes Schiff ...aaaargh... ach, moment, ich hab ja einen Piraten, der das Schiff
abwehren kann, puuuuh..." Es gibt ja Spieler, die sich an jeglichem Glückselement stören. Dazu gehöre ich definitiv nicht. "Glück" gehört für mich beim Spielen einfach
dazu. Vielleicht gefällt mir "Port Royal" deshalb ausgesprochen gut.
Die Spieldauer ist mit 20 - 50 Minuten auch recht übersichtlich. Klar, die Spieldauer ist in diesem Fall abhängig von der Spieleranzahl.
Auch zu zweit funktioniert das Spiel recht gut, wobei mit "Port Royal" mit mehr Spielern schon besser gefallen hat. In Vollbesetzung dauert mir das Spiel einen Tick zu lange.
Zwar ist die Downtime begrenzt, da man ja auch während der Züge der Mitspieler eventuell Karten "kaufen" kann, doch trotzdem hat mir "Port Royal" zu dritt oder zu
viert am besten gefallen. Ich habe es auch schon Leuten beigebracht, die sich sonst nicht so an neue Spiele trauen und "Port Royal" kam fast überall gut an. Für aktuell nen 10er
bekommt man wirklich ein schönes Spiel, welches mal unbedingt ausprobieren sollte.
Fazit: tolles "press-your-luck"-Kartenspiel... fluffig leichter Spielablauf... Kaufempfehlung!
(c)2014 Dirk Trefzger
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