Wir danken Heidelberger für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!
Bei "Praetor" bauen die Spieler an einer gemeinsamen Stadt. Die Stadtplättchen, mit welchen die Stadt erweitert wird, bieten neue
Aktionsmöglichkeiten für die Arbeiter der Spieler. Zusätzlich kann man die Forderungen der Wallplättchen erfüllen, man baut also an einem Wall mit, nämlich an dem Hadrianswall, der den
südlichen, von den Römern besetzten, Teil Britanniens vor den Angriffen der Völker aus dem Norden Britanniens schützen soll. Workerplacement-Spiele haben bei mir vom Start weg erst einmal
ganz gute Karten. Ich liebe die Tatsache, dass man bei den meisten Spielen dieser Art immer nur kurze Züge ausführen muss, so dass von Haus aus schon mal kaum Downtime entsteht. Im
Gegensatz zum Workerplacement-Element hat es das Thema bei eher schon eher schwer, denn Spiele, die das römische Reich als Thema haben, reizen mich zwischenzeitlich nicht besonders.
Natürlich gibt es immer wieder mal Ausnahmen, deshalb geben wir natürlich "Praetor" eine faire Chance. :)
In der quadratischen Box (in etwa die Größe der Kosmos-Spiele) findet man 42 Stadtplättchen, 14 Wallplättchen, 5 Spielertafeln (zwei Seiten,
1 x Standard, 1 x Experte), Wertungstafel, Ressourcenwürfel (Holz, Steine, Marmor, Waffen), Goldmünzen, 8 Arbeiter-Würfel und 15 Marker in jeder der Spielerfarben, 4 Übersichtsbögen mit
den Gebäuden und einer Kurzübersicht des Rundenablaufs. Die Grafik der Stadtplättchen finde ich ganz schön, die Spielertafeln und die Materialwürfelchen sind zweckmäßig, aber mehr nicht.
Die Würfel, die als Arbeiter dienen, sind teilweise von schlechter Qualität, teilweise sind regelrechte Krater in der Oberfläche (und nein, ich meine nicht, die "normalen"
Würfelaugen). Die Übersichtsbögen sind praktisch aber riesig (so groß wie die Grundfläche der Box). Legt jeder Spieler seine Ausfertigung auf den Tisch, dann ist kaum noch Platz für das
Spiel selbst. :)
Abhängig von der Spieleranzahl wird eine Startstadt mit vorgegebenen
Stadtplättchen aufgebaut. Jeder Spieler hat dabei bereits eine Goldmine, die mit einem Marker gekennzeichnet wird. Außerdem hat jeder Spieler eine
Spielertafel vor sich liegen und darf drei seiner Arbeiter mit den Werten 1, 2 und 3 auf den Bereich der aktiven Arbeiter setzen. Außerdem bekommt noch
jeder Spieler 10 Goldmünzen und verschiedenes Material als Startkapital.
Wie schon erwähnt, baut man gemeinsam mit quadratischen Plättchen an einer Stadt. Dazu nutzt man seine Arbeiter-Würfel, die dabei Erfahrung
sammeln (die Augenzahl wird dazu einfach um ein "Auge" erhöht). Auch zur Aktivierung der verschiedenen Funktionen der Stadtplättchen nutzt man
seine Würfel. Bei den roten Aktionen gibt dabei die Augenzahl des genutzten Würfel an, wie oft man die Aktion nutzen kann oder wie viele Rohstoffe
man bei dieser Aktion erhält. Setzt man z.B. einen 4er Würfel auf eine Goldmine, dann erhält man dafür 4 Gold. Man kann auch die Plättchen der
Mitspieler nutzen, muss dann aber die auf dem Plättchen angegebenen Aktivierungskosten an diesen Spieler bezahlen. Die eigenen Plättchen nutzt
man natürlich kostenlos. Reihum baut man also an der Stadt, ergattert Rohstoffe, baut am Hadrianswall, rekrutiert neue Arbeiter, und mehr. Das
alles kennt man schon von vielen anderen Spielen, die das ähnlich gut - wenn
nicht sogar besser - machen. Trotzdem machte "Praetor" in unseren Spielrunden recht viel Spaß. Sehr aufgesetzt wirkt die Regel, dass man
beim Platzieren neuer Stadtplättchen Zusatzpunkte bekommen kann, wenn man die Mosaikfelder an den Ecken des Plättchen an passende
Nachbarsplättchen anlegt. Zum einen gleicht sich das im Spielverlauf ziemlich aus, zum anderen erhöht das doch ziemlich den Zeitbedarf pro
Zug, da man immer alle Anlegemöglichkeiten unter die Lupe nimmt, um die bestmögliche Punktzahl zu erreichen... das ist ziemlich unnötig.
Dazu hat "Praetor" auch noch kleinere Balance-Schwächen, so dass manche Kombinationen so übermäßig stark sind, dass der Sieg dieses
Spielers fast nicht mehr zu vermeiden ist. Vielleicht hätte man da noch mehr Energie reinstecken müssen, ich weiß es nicht.
Sehr interessant fand ich beim Lesen der Spielregel die Tatsache, dass erfahrene Arbeiter (Augenzahl 6) in den Ruhestand versetzt werden.
Das bringt Sympathiepunkte, wobei auch diese Rentner weiterhin bezahlt werden müssen. Es gibt sogar Stadtplättchen, die es erlauben, auch
solche erfahrenen Arbeiter weiter zu nutzen. Das ist eine wirklich nette Idee, die allerdings während unserer Partien fast gar nicht zum Zuge
gekommen ist. Es gab keine Partie, in der ein Spieler mehr als zwei Arbeiter in den Ruhestand schicken konnte, meist nur einen einzelnen
Arbeiter oder oft auch gar keinen. Anfangs dachte ich, es läge vielleicht an unserer Spielweise, doch in den weiteren Partien war es dann auch so. Auch das wirkt etwas unrund.
Insgesamt ist es aber so, dass ich "Praetor" trotz der erwähnten Schwächen nicht wirklich schlecht finde. Ich bin immer wieder bereit ne
Partie mitzuspielen, um zu schauen, ob ich es schaffe, doch mehr Arbeiter in den Ruhestand zu schicken. :)
Fazit: nettes Workerplacement-Spiel, kleine Schwächen sind vorhanden, trotzdem ein recht gutes Spiel.
(c)2014 Dirk Trefzger
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