Wir danken Lookout Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.
Die Rezension zum Spiel „Nusfjord“ hat leider etwas auf sich warten lassen. Es kamen einfach immer wieder andere Spiele dazwischen,
doch jetzt endlich bin ich dazu gekommen, diesen typischen „Rosenberg“ zu beschreiben.
Was findet man in der Box? Diverse Spielplanteile, die man auf dem Tisch zusammenschiebt, 132 (!) Gebäudekarten, 18 Schiffsplättchen, 15
Startspielerplättchen (ein Set für jede Spielerzahl), 18 Ältestenkarten, 30 Waldstreifen, 5 Vorratspläne, 15 Arbeiterfiguren (Holzscheiben), 5 Spielertableaus (Hafenplan + Ältestenrat),
25 Anteilsmarker, die Spielanleitung mit 16 Seiten sowie ein Anhang mit nochmals 12 Seiten, auf denen die Ältesten und die Gebäude genauer erklärt werden.
Bevor ich auf das Spiel selbst eingehe, muss ich deutlich machen, dass mich „Nusfjord“
materialmäßig tatsächlich etwas enttäuscht hat. Von der Qualität her ist das Spielmaterial ok,
aber es gibt wirklich einige Punkte, die mich nerven. Die 1er Münzen sind so winzig; in anderen Spielen wäre das Abfall beim Auspöppeln, hier sind es die kleinsten Kartonmünzen, die ich
jemals gesehen habe. Beim Bauen der Gebäude (von denen es wirklich sehr viele Verschiedene gibt, was toll ist) kommt einfach nicht das Gefühl auf, dass man tatsächlich etwas aufbaut. Die
Schiffsplättchen beispielsweise zeigen jeweils Skizzen der Schiffe, das ist schön; weshalb hat man ähnliches nicht bei den Gebäuden gemacht, eine einfache Skizze am unteren Rand der
Karte. So steht halt der Name drauf und es steht die Funktion der Karte drauf, *zack*, fertig… Auch die Spielplanauslage, die aus verschiedenen kleinen Spielplänen zusammengeschoben
wird, finde ich eher nervig als schön. Ich hätte da lieber einen schönen großen Spielplan liegen, auf dem alles Notwendige drauf ist. So finde ich das irgendwie unpraktisch.
Jetzt aber eine kurze Beschreibung des Spielablaufs selbst: wir bauen eine Hafenlandschaft auf
und versuchen unseren Fischereibetrieb möglichst erfolgreich zu betreiben. Es werden 7 Runden
gespielt. Jede Runde ist in drei Phasen unterteilt. Zuerst kommt die „Fangzeit“. Abhängig von der Fischfangleiste (mehr Schiffe = mehr Fische) erhält
man Fische aus dem allgemeinen Vorrat. Dann folgt der kniffligste Teil des Spiels, oder sagen wir: der Teil, der beim Erklären des Spiels an neue
Mitspieler am „aufwendigsten“ ist. Die erhaltenen Fische werden nach einer vorgegebenen Reihenfolge auf verschiedene Punkte verteilt: Älteste ->
eigene Anteile in Fremdbesitz -> eigene Anteile im eigenen Besitz -> Rest in die Rücklagen -> falls Rücklagen voll, dann zurück in den allgemeinen
Vorrat. Dieser Modus ist anfangs etwas unübersichtlich, wird aber nach ein paar Runden natürlich viel klarer. Die nächste Phase ist die „Arbeitszeit“.
Hier setzen die Spieler reihum ihre drei Arbeiter auf Aktionsfelder (oder auch auf ihre Ältestenkarten) ein, um die Aktionsmöglichkeiten zu nutzen.
So bekommt man Gold, serviert Fische, bekommt neue Ältesten, baut Gebäude, holzt Wälder ab, forstet Wälder auf… und und und. In der letzten
Phase „Heimkehrzeit“ wird aufgeräumt. Die Arbeiter kommen zurück, der Startspielermarker wird auf die nächste Runde bewegt. Je nach
Spieleranzahl kommen in den verschiedenen Runden auch noch weitere Gebäude auf die Hand oder in die Auslage.
Wer nach der siebten Runde die meisten Punkte vorweisen kann, der gewinnt.
Punkte bringen die gebauten Gebäude, gesammelte Münzen, die Schiffe, die Anteile im eigenen Besitz. Abziehen muss man waldfreie nicht bebaute Felder und nicht
realisierte Anteile, die man noch bei sich herum liegen hat.
Die Ältestenkarten bringen zwar keine Siegpunkte, aber während des Spiels wichtige
Zusatzmöglichkeiten, die man nicht vernachlässigen sollte. Die verschiedenen Gebäude bringen auch Vorteile für den weiteren Spielverlauf, teilweise aber auch
Vorteile bei der Schlusswertung oder Soforteffekte, die man nur beim Bau einmalig erhält. Da es wirklich viele verschiedene Gebäude gibt (es gibt drei Sets mit jeweils A
, B und C Gebäuden, man entscheidet sich vor dem Spiel für eines der Sets), verlaufen die Partien immer wieder etwas anders, was mir immer gut gefällt. Die
verfügbaren Gebäude erlauben unterschiedliche Strategien. Setzt man auf großen Fischfang?... setzt man auf Ältestenkarten?... holzt man den kompletten Wald ab
oder lässt man ein Teil davon stehen, damit man immer wieder Holz-Nachschub hat?... deckt man sich mit Anteilen von Mitspielern ein, damit man von dort auch immer
wieder mit Fischen versorgt wird?... das alles ist schon interessant und macht auch Spaß. Bis auf die Art, wie der Fischfang verarbeitet wird, hebt sich
das Spiel aber nicht aus der Gruppe an ähnlichen Spielen von Uwe Rosenberg ab. Da gefällt mir das gute alte „Agricola“, das tolle „Caverna“ oder
auch das interessante „Glasstraße“ besser… vielleicht sind auch die eingangs erwähnten Materialschwächen der Grund dafür, dass „Nusfjord“ etwas hinten an steht.
Fazit: nicht schlecht, aber auch nicht überragend… mit besserem Material hätte es bei mir bestimmt mehr Punkte bekommen.
(c)2018 Dirk Trefzger
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