Wir danken Heidelberger für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!
Vorab sollte ich erwähnen, dass ich etwas "Magic" geschädigt bin... soll heißen, dass ich vor einigen Jahren mit "Magic - The
Gathering" aufgehört hatte, da dieses Sammelkartenspiel einfach zu arg auf den Geldbeutel gegangen ist. Nun präsentiert sich Android Netrunner ja nicht als TCG (Trading Card Game),
sondern als LCG (Living Card Game). Dies wiederum bedeutet, dass man keine Booster-Packs mit zufälliger Kartenauswahl dazu kauft, sondern dass es im Zeitverlauf Data-packs geben soll,
deren Inhalt dann aber bekannt ist, so dass der "Ich kaufe mir 1000 Karten, in der Hoffnung, die gesuchten seltenen Karten zu ergattern"-Effekt nicht vorhanden sein sollte. Das
beruhigt mich auf jeden Fall schon mal sehr.
Mein Bericht bezieht sich nur auf die Grundbox. Data-Packs liegen mir bisher keine vor. Doch auch die Grundbox beinhaltet schon so genug
Karten, um viele Stunden Spielspaß zu haben. Auch nach vielen Runden wurde uns das Spiel nicht langweilig (ok, zumindest aus meiner Sicht kann ich das bestätigen).
Nun, was findet man in der quadratischen Box: erst mal einen ganzen Stall voller Karten. Da sich Android Netrunner asyncron spielt,
gibt es für beide Seiten unterschiedliche Karten. So gibt es also Konzernkarten und auch Runnerkarten. Dann gibt es noch diverse Karton-Maker und eine Spielanleitung mit satten 36 Seiten.
Man kann also schon erahnen, dass es mit einem schnellen Einstieg wohl nichts werden wird. Es dauerte schon recht lange, bis die erste Partie Fahrt aufgenommen hat. Die zweite Partie lief
da schon deutlich flüssiger, wobei ich mir nicht sicher bin, ob wir wirklich alles korrekt gespielt haben. Zwischenzeitlich konnten viele Unklarheiten beseitigt werden uns das Spiel läuft
nun so wie es soll... flüssig, spannend, kurzweilig.
Was den Einstieg besonders schwierig macht, ist eben die Tatsache, dass sich beide Spielerseiten unterschiedlich spielen. Einer der Spieler
übernimmt die Rolle eines Konzerns, der versucht, seine verschiedenen Server vor Hackerangriffen zu schützen, der andere Spieler versucht, als Hacker, diese Hürden zu überwinden. Der
Konzern schützt seine verschiedenen Server mittels Ice-Karten (so ne Art Fire-Wall), die Runner versuchen, diese Server zu hacken, in dem sie diese Barrieren durchbrechen und Datenklau
(in diesem Fall ja Kartenklau) betreiben. So verläuft das Spiel dann im Wechsel bis einer der Spieler 7 Agendapunkte in seiner Punktezone vorweisen kann. Alternativ gewinnt der Runner,
wenn der Konzern keine Karten mehr in seinem F&E-Deck hat oder es gewinnt der Konzern, wenn der Runner hirntot ist, also keine Karten mehr auf der Hand hat. Selbstredend haben die
Karten unterschiedliche Fähigkeiten und Funktionen. Erst, wenn man mal die verschiedenen Möglichkeiten kennengelernt hat, gewinnt das Spiel an Fahrt. Zum Glück bietet die Anleitung
Startdecks für beide Seiten, so dass man sich nicht noch um den Deckbau kümmern muss... zu einem Zeitpunkt, wo man eben noch gar keine Ahnung hat, was welche Karte genau bewirken kann.
Später dann wird man es drauf anlegen, seine eigenen Karten zusammenzustellen, denn das macht ein LCG (wie im übrigen auch die TCG) ja auch aus.
Die Gestaltung der Karten ist hübsch. Die Karteninhalte sind gut nachvollziehbar. Natürlich ist die große Box vom Material nicht ausgefüllt,
doch so hat man wenigstens noch etwas Platz für später zugekaufte Data-Packs. Preislich ist das Ganze ganz bezahlbar... zwischenzeitlich schon etwas günstiger geworden und bietet, wie
gesagt, viele Stunden Spaß. Trotz des SiFi-Thema erinnert mich das Spiel an bisher schon gespielte TCG (nicht nur Magic), wobei sich Android Netrunner durch die unterschiedlichen
Spielerseiten schon sehr von der Masse abhebt. Für mich ein tolles Kartenspiel, leider aufgrund der Einstiegshürde mit einer sehr eingegrenzten Zielgruppe (mit meiner Frau brauche ich das
z.B. nicht spielen wollen)... und sollte es doch irgendwann mal langweilig werden, kann man ja zu den zusätzlichen Data-Packs greifen.
Fazit: tolles LCG, allerdings mit enormer Einstiegshürde
(c)2013 Dirk Trefzger
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