Wir danken 2 Tomatoes für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!
Man sieht den Titel, man sieht die Ölbohrinsel auf dem Cover und man denkt „das wird ein klassisches Wirtschaftsspiel sein, bei dem es um das Handeln
mit Öl geht“... tja, ganz so einfach ist es dann aber zum Glück doch nicht. Zwar fördert man auch in diesem Spiel Öl, doch das Ölvorkommen ist nahezu erschöpft und der sogenannte "Peak
Oil" steht kurz bevor. Also investiert man in alternative Technologien, um für diesen Zeitpunkt gerüstet zu sein. Soweit das Setting.
Was sofort auffällt, ist die eigentlich schlichte aber durchaus gelungene grafische Aufmachung von "Peak Oil". Obwohl das Cover nur diese
Bohrinsel zeigt, spricht mich die Optik direkt an. Dieser Grafikstil findet sich auch auf dem ganzen Kartenmaterial wieder... die dominierende Farbe ist "blau".
In der quadratischen Box findet man den Spielplan, 50 Holzfässer, einen Beutel, 20 Figuren, diverses Kartenmaterial, ein paar Marker und die
Spielanleitung in deutscher und englischer Sprache.
Jeder Spieler startet mit einem Hauptquartier, einem privaten Anteileportfolio, zwei Agenten sowie nur einem einzelnen Fass Öl. Nun, wie schon erwähnt,
das Öl ist kurz vor dem "Ausgehen", deshalb ist Öl hier im Spiel auch eine sehr knappe aber sehr wichtige Ressource. Der Spielplan zeigt eine Weltkarte mit Ölförderregionen und Schiffs- und
Landrouten für den Transport bzw. die Verteilung des Öls. Manche Transportwege sind weniger sicher, so drohen beispielsweise Piratenüberfälle. Am unteren Rand zeigt der Spielplan Aktionsfelder, am
rechten Rand sieht man Zukunftstechnologien, in die man investieren möchte und auch sollte. Außerdem gibt es Karten für PR-Krisen, Berater, Ölfelder und Start-Up-Karten. Während des Spiels bewegt man
nun Agentenfiguren auf den Aktionsfeldern umher. Hat man auf einem Feld die Mehrheit, dann kann man beide Aktionsmöglichkeiten des Feldes nutzen, bei Gleichstand kann man nur eine Aktionsmöglichkeit
nutzen, muss dann aber zusätzlich noch ein zufälliges Fass aus dem Beutel ziehen und auf den Schwarzmarkt stellen. Es kommt übrigens oft vor, dass man ein Fass aus dem Beutel ziehen muss; damit nimmt
die Verknappung des Öls deutlich an Fahrt auf. Wird ein rotes oder gelbes Fass gezogen, dann muss der Spieler eine PR-Krise aufdecken oder ggfs. eine Neue ziehen. Die Öffentlichkeit verfolgt unser
Geschäft mit Argusaugen. Mit einer speziellen PR-Aktion kann man diese Krise aber überwinden.
Das Workerplacement-Element steht bei "Peak Oil" im Vordergrund. Ist man an der Reihe, hat man zwei
Dinge, die man nacheinander durchführen muss. Zuerst hat man die Wahl, einen Agenten zu bewegen oder
eine Aktion auf einem der Felder auszuführen. Anschließend darf man nochmals einen Agenten bewegen.
Da man bessere Möglichkeiten hat, wenn man die Mehrheit an Agenten auf einem Feld hat, ist die Art der Aktionsauswahl ganz schön knifflig, denn die Mehrheit muss man bei Zugbeginn schon haben. Bewegt
man dagegen einen Agenten neu auf das Feld, kann man ja keine Aktion mehr ausführen. Irgendwie fühlte
sich das in der ersten Partie etwas seltsam an, obwohl es eigentlich ganz schön knifflig ist. In den weiteren
Partien legte sich dieses komische Gefühl. Es lag wohl auch daran, dass wir die erste Partie zu zweit gespielt haben. Zwar funktioniert das Spiel auch zu zweit, doch das Element „Aktionsauswahl über
Agentenmehrheit“ kommt bei mehr Spielern einfach besser zur Geltung.
Was mir super gefällt, ist die Art, wie man hier Punkte macht. Man investiert ja in die neuen Technologien, in dem man Anteile an den
entsprechenden Start-Up-Unternehmen kauft. Gleichzeitig versucht man aber, diese Technologien auch wertvoller bzw. teurer zu machen. Teurer
nämlich für einen späteren Käufer in dieser Sparte. Gleichzeitig kann man den Punktefaktor aber auch über die Ölfeldkarten pushen, wenn diese Karte
das passende Symbol zeigt. Die Ölförderung ist hier also nur Mittel zum Zweck. Es gibt keine Spielwährung, es gibt nur diese eine Ressource, was
das Ganze natürlich sehr übersichtlich macht. Trotzdem hat man viele verschiedene Möglichkeiten, seinen Erfolg zu beeinflussen. Die Spieldauer ist
mit gerade mal 45 - 60 Minuten angegeben. Nach der ersten Partie, die etwas über 60 Minuten lag, konnten wir die Spieldauer auch immer einhalten,
was sehr angenehm ist. Da kann man doch direkt eine weitere Partie spielen und es besser machen als zuvor.
Heuert man während der Partie einen Berater an, dann bringt der zum einen natürlich einen (oder mehrere) Siegpunkt(e), doch wichtiger noch ist der
dauerhafte Effekt, den diese Karte mitbringt. Das bringt noch etwas Variation ins Spiel.
Die Anleitung ist ganz ok, teilweise recht amüsant geschrieben. Interessant ist der Hinweis, dass man den Spielplan nicht für die Navigation in der
echten Welt verwenden soll, da die Darstellung nicht 100% realistisch ist... witzig. Insgesamt hat mir „Peak Oil“ sehr gut gefallen, wobei ich es auf
jeden Fall mit mehr Spieler ausprobieren würde. Ich empfehle 3 – 4 Spieler, denn in Vollbesetzung zieht sich das Ganze etwas und die Sache mit den
Mehrheiten zur Aktionsauswahl verkommt etwas zur Glückssache. Die etwas stilisiert dargestellte Optik des Materials ist bestimmt noch etwas
mehr Geschmacksache als das bei anderen Spielen der Fall ist, mir gefällt es super.
Fazit: schönes und kurzes Workerplacement-Spiel… sollte man sich mal anschauen.
(c)2017 Dirk Trefzger
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