Wir danken Spiel-ou-Face für die Zusendung eines Rezensionsexemplars
In Essen im Oktober 2013 bin ich erstmals auf S-Evolution aufmerksam geworden. Zuvor hatte ich dieses Spiel gar nicht auf dem Schirm. So haben wir die
erste Partie auch gleich auf der Messe gezockt und ich fand vor allem die Idee sehr interessant, den Mechanismus eines Stichspiels mit einem Zivilisationsspiel zu kombinieren. In der kleinen Box von
S-Evolution findet man 4 Spielertableaus, eine Evolutions-/Wertungstafel, 120 Karten (30 Karten pro Spielerfarbe), 28 Spielfiguren und 20 Marker. Wo die Box trotz der Schlichtheit noch ganz
ansprechend wirkt, ist das enthaltene Material zwar zweckmäßig aber nicht übermäßig hübsch. Die Spielfiguren sind einfachste Holzpöppel (Halmakegel), die Karten sind sehr klein (ähnlich den
Rohstoffkarten bei Siedler von Catan), die Tableaus sind aus recht dünnem Karton. Die Anleitung ist mehrsprachig (französisch, deutsch, englisch) und jede Sprache umfasst 4 Seiten. Trotz der Kürze
der Anleitung mussten wir immer wieder mal nachlesen, wie da jetzt genau gemeint war. Vielleicht liegt es nur an der Übersetzung, dass sich die eine oder andere Unklarheit eingeschlichen hat. Der
nach der Messe gelieferten Ausgabe lag ein kleiner Erratum-Zettel mit bei, der bereits zwei Regelfeinheiten der deutschen Fassung klarstellen soll. Doch nun das Wichtigste... wie spielt sich
S-Evolution?
Jeder Spieler hat ein eigenes Tableau vor sich liegen. Vier kleine Marken zeigen dort an, wie viele Ressourcen man besitzt bzw. wie groß die Bevölkerung
des Spielers ist. Man startet mit einer Bevölkerung von zwei Pöppeln und einem Materialbestand von jeweils Null. Der rechte Bereich des Spielertableaus zeigt verschiedene Gebäude, wo man später seine
Arbeiter einsetzen kann. So kann man zusätzliche Nahrung, zusätzliches Wissen oder zusätzliches Werkzeug erhalten. Auch kann man Tauschmöglichkeiten freischalten, oder sich z.B. von negativen
Ereignissen schützen. Je mehr Arbeiter man hat, desto mehr Möglichkeiten hat man hier, die Figuren einzusetzen. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass die Arbeiter Runde für Runde versorgt
werden wollen. Befriedigt man allerdings die entstehenden Bedürfnisse der Arbeiter (die mit fortschreitender Zivilisationsstufe höher werden), dann bekommt man dafür die wertvollen Siegpunkte.
Das Spiel verläuft über 6 Runden, in denen jeder Spieler von seinem eigenen Kartendeck vier zufällige Karten erhält. Dazu bekommt er ggfs. noch die
Fortschrittskarte dieses Zeitalters. So hat man also entweder 4 oder 5 Karten auf der Hand. Nun wird die Stichspiel-Phase absolviert. Wie man es von Stichspielen kennt, legt jeder Spieler eine seiner
Karten offen in die Tischmitte. Der Spieler, der den Stich macht, darf sich dann aus den ausliegenden Karten eine aussuchen, dann der nächste Spieler, usw. Man nimmt also nicht alle Karten des Stichs
zu sich, sondern nur eine einzelne Karte. Die meisten Karten bringen Ressourcen wie Wissen, Nahrung, Werkzeuge. Manche Karten bieten dem Spieler die Wahl, welche Ressource er nehmen möchte. Manche
Karten zeigen aber auch Katastrophen, die negative Folgen für den Spieler haben. Fortschrittskarten werden gesammelt und bringen bei Spielende noch Sonderpunkte (je nach Anzahl einer Farbe).
Einer der Kniffe bei S-Evolution ist, dass sich das Stichspiel mit Entwicklung der Zivilisation verändert. Befindet man sich z.B. in der ersten Stufe,
dann muss man seine Karten blind ausspielen. In der zweiten Stufe darf man dann offen spielen, aber Farbe bekennen ist nicht erforderlich . Spielt ein Spieler in der dritten Stufe eine grüne Karte
aus, dann müssen die folgenden Spieler "grün" bekennen. In den beiden höchsten Stufen darf der vorderste Spieler dann eine Trumpffarbe vorgeben. Da sich die Spieler während der Partie in
unterschiedlichen Stufen befinden können, kann das Stichspiel so interessante Konstellationen mit sich bringen. Ich hab ja schon oft geschrieben, dass ich kein wirklicher Fan von Stichspielen bin,
doch in dieser Kombination finde ich es recht gelungen. Sobald nun alle Karten der Runde gespielt wurden, sammelt jeder Spieler seine Ressourcen ein und bastelt an seiner Entwicklung, versorgt die
Bevölkerung und kassiert so Siegpunkte, die auf der Punkteleiste des zentralen Tableaus abgetragen werden. Nach der sechsten Runde gewinnt dann der Spieler mit den meisten Punkten, nachdem man zum
Schluss auch noch Punkte für gesammelte Fortschrittskarten erhält. Man sollte dabei möglichst Karten mit derselben Farbe sammeln, da das dann mehr Punkte bringt.
Schade, dass das Regelwerk - trotz der Kürze - etwas holperig ist und schade auch, dass die optische Aufmachung der tollen Idee nicht gerecht werden
kann. Trotzdem ist S-Evolution eine reizvolle Kombination aus Stichspiel und Evolution. Das ist in etwa so wie Pommes mit Senf: man kann es sich nicht wirklich vorstellen, aber es mag Leute geben,
denen das super schmeckt. Unter dem Strich bekommt S-Evolution von mir immer noch gute "4" Punkte in der Hauptwertung. Bei etwas ansprechenderer Gestaltung und weniger holperigem Regelwerk
wäre auch mehr drin gewesen.
Fazit: interessante und außergewöhnliche Kombination von Stichspiel und Zivilisationsentwicklung.
(c)2014 Dirk Trefzger
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