Wir danken Hans im Glück für die Zusendung eines Rezensionsexemplars
"Nicht schon wieder ein Eisenbahnspiel" mag vielleicht der ein oder andere denken. Allerdings breitet man sich hier nicht, wie
sonst üblich, mit einem Streckennetz auf einem zentralen Spielplan aus. Russian Railroads ist ein Workerplacement-Spiel, bei dem die Spieler den Streckenbau auf ihrem eigenen Tableau
betreiben. Gleichzeitig wird die Industrialisierung in Russland voran getrieben. Beim ersten Blick in die Box könnte der Umfang der Spielanleitung etwas abschrecken. Das Heft umfasst
satte 24 Seiten Regeltext. Doch das Regelwerk ist darin sehr übersichtlich "abgearbeitet", so dass man trotz dem Umfangs recht schnell mit der ersten Partie starten kann.
Was findet man in der Box? ein Spielplan mit den verschiedenen Aktionsmöglichkeiten, 35 Arbeiter, 8 Anzeigefiguren, 48 Gleise, 8
Industriemarker, 4 Spielertableaus, 37 Loks, 15 Ingenieure, 20 Verdopplerplättchen, 18 Münzen, 28 Fragezeichen-Plättchen, 4 Reihenfolgekarten, 10 Spielendekarten, 5 Fragezeichenkarten und
noch ein paar weitere Marker... und wie schon erwähnt: eine 24-seitige Spielanleitung. Die Optik des gesamten Materials ist ganz ok. Die Plättchen mit den Lokomotiven sind ganz hübsch.
Die Gleise in den unterschiedlichen Farben sind auch ganz nett. Die restliche Grafik würde ich allerdings eher als funktional oder zweckmäßig bezeichnen. In den letzten Monaten hatte ich
da schon deutlich hübschere Spiele in den Fingern. Die Optik ist das eine, doch viel wichtiger ist natürlich, wie spielt es sich?
Jeder Spieler erhält ein eigenes Tableau, welches drei verschiedene Bahnstrecken zeigt. Diese Strecken werden mit unterschiedlichen Gleisen
ausgebaut. Zuerst mit schwarzen Gleisen, dann mit grau, braun, beige und zuletzt mit weiß. Die Art, wie die Stufe des Ausbaus dargestellt wird, könnte für Wenigspieler etwas
unübersichtlich sein, doch schaut man sich das mal genauer an, dann ist es wirklich gut gelöst. So "marschiert" der schwarze Gleis-Marker vorweg, Streckenfelder, die vom
schwarzen Marker überschritten wurden, können dann später mit der nächstbesseren Stufe ausgebaut werden. Dabei wird aber immer nur ein Marker pro Farbe und Strecke verwendet. Da eben
"Russian Railroads" ein typisches Workerplacement-Spiel ist, zeigt der zentrale Spielplan diverse Aktionsfelder die man mit seinen Arbeitern besetzen kann. Teilweise werden auch
mehrere Arbeiter gleichzeitig benötigt, um eine Aktion auszulösen. So bauen die Spieler ihre Strecken mit den verschiedenen Gleisfarben aus, kaufen neue Loks um die gebauten Strecken auch
nutzen zu können (um also Punkte kassieren zu können), kaufen Fabriken, um die Industrialisierung voran zu treiben. Die Fabriken sind auf der Rückseite der Lok-Plättchen abgebildet. Statt
an die Strecken legt man die Fabriken dann unten an sein Tableau an. Es sind dafür Einbuchtungen vorhanden. Legt man dort eben Fabriken an, dann kann der Industrialisierungsmarker weiter
gezogen werden. Erreicht man dabei eine Fabrik, wird eine Sonderaktion ausgelöst, die der Spieler eben nutzen kann. Dann gibt es noch Ingenieure, die auch gleichzeitig als Rundenanzeiger
fungieren. Einer davon kann pro Runde gekauft werden. Ab dann steht dem Spieler dessen Aktion für das restliche Spiel zur Verfügung. Einer oder zwei (je nach Spieleranzahl) der Ingenieure
liegt/liegen als zusätzliche Aktion mit der Rückseite nach oben auf dem zentralen Spielplan aus. So gibt es also immer Aktionsmöglichkeiten die Runde für Runde wechseln. Es gibt noch
weitere Plättchen und Karten, die zusätzliche Aktionen ermöglichen oder die auch Sonderpunkte bringen.
Anfangs ist man von den vielen verschiedenen Möglichkeiten fast schon etwas erschlagen (das kennt man ja auch von anderen Spielen dieser
Art), doch bereits während der ersten Partie bekamen wir schon ein Gefühl für die verschiedenen Aktionen. Die zwei Stunden Spielzeit vergehen wie im Fluge, so dass man am Ende des Spiels
gerne noch mehr machen würde. Klar, da liegt eine weitere Partie nahe und so haben wir oft direkt eine zweite Partie hinterher geschoben, was bei einem Spiel dieser Spieldauer schon ein
sehr positives Zeichen ist. :) Zu zweit verläuft das Spiel etwas anders als zu dritt oder zu viert, da man sich gut auf den Gegner einstellen kann. In höherer Besetzung wird dann doch
öfters ein dringend benötigtes Aktionsfeld vor der Nase weggeschnappt, so dass das Spiel etwas mehr Pepp bekommt. Aber nicht falsch verstehen: auch zu zweit ist "Russian
Railroads" ein tolles Spiel, nur das Spielgefühl ist eben ein leicht anderes. Dazu kommt, dass ich bei unseren Zweier-Partien bisher noch nicht 1x gewinnen konnte. Meine Frau hat
mich in allen Partien geschlagen und ich habe wirklich immer wieder neue Strategien ausprobiert, doch keine davon führte zum Ziel. Trotzdem konnte mich "Russian Railroads"
absolut überzeugen und nimmt von nun an einen festen Platz in meiner Spielesammlung ein, definitiv. Was ich natürlich immer wieder erwähnen muss: ich liebe Workerplacement-Spiele;
insofern bin ich bei solchen Spielen anfälliger für Begeisterungsstürme. ;) Die Art, wie hier der Gleisausbau dargestellt wird, gefällt mir wirklich gut. Durch den Ausbau der Strecken
werden immer wieder unterschiedliche Vorteile ausgelöst. So kann man die besseren Gleisfarben erst bauen, sobald man bestimmte Felder erreicht hat. Die Aktionsauswahl auf dem zentralen
Spielplan bietet nicht wirklich was Neues; das kennt man von vielen anderen Workerplacement-Spielen auch und trotzdem: "Russian Railroads" wirkt frisch, wirkt rund und natürlich
am wichtigsten: macht viel Spaß. :)
Fazit: geniales Workerplacement-Spiel... Kaufempfehlung.
(c)2014 Dirk Trefzger
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