Wir danken Lookout Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.
Das Spiel kommt in der üblichen Lookout-Boxgröße daher. Neben der 12-seitigen Anleitung findet man zwei kleine Spielpläne, 4
Spielertableaus, Ackerfruchtplättchen, Flussboote-Plättchen, 5 Phasenkarten, 40 Gebietskarten, 17 Karten „günstige Gelegenheiten“, 56 weiße Arbeiter, 28 grüne Gutachter, 4
Hafenmeister und noch diverses anderes Stanzkarton-Material. Die Anleitung bringt das Regelwerk gut an den Mann bzw. an die Frau. Mit übersichtlichen 12 Seiten fällt der Einstieg nicht
schwer. Das Material geht in Ordnung, haut mich aber optisch nicht vom Hocker. Das meiste besteht aus dem üblichen Kartonmaterial; dazu gibt es ein paar Holzfiguren und zwei Kartendecks
(Gebiete und günstige Gelegenheiten). Die Gestaltung würde ich eher als zweckmäßig denn als hübsch bezeichnen.
Nach dem guten "Heaven & Ale" (mit Andreas Schmidt zusammen, Rezension dazu ist auch schon auf Spielmonster.de zu finden) ist
Michael Kiesling auch für das Spiel "Riverboat" verantwortlich. Letztes Jahr kam das Spiel raus und war bei mir - ehrlich gesagt - etwas unter dem Radar. Ich hatte es zwar
wahrgenommen, aber so richtig gereizt hatte mich das Spiel nicht. Nun stammt von Michael Kiesling (mit Wolfgang Kramer zusammen) auch mein All-Time-Lieblingsspiel "Torres",
damit war die nähere Untersuchung des Spiels ein „MUSS“.
Jeder Spieler hat ein eigenes Tableau mit verschiedenen Gebieten (aus sechseckigen Feldern). Außerdem startet man mit 13 Arbeitern, zwei
Gutachtern und drei Münzen. Es gibt zwei kleine Spielpläne in der Tischmitte. Der eine Plan dient als Auslage für die verschiedenen Ackerfruchtplättchen (1er, 2er und 3er) und zum
Anzeigen der Siegpunkte der Spieler, der andere Plan dient als Auslage für die Flussboote, für die günstigen Gelegenheiten und für Arbeiter, die man als Kommissionäre nach New Orleans
schicken kann.
Insgesamt werden vier Runden gespielt, die in jeweils fünf Phasen unterteilt sind. Für jede Phase gibt es eine Phasenkarte, die man bei
Rundenbeginn reihum draftet; d.h. der Spieler am Zug sucht sich eine der Phasenkarten aus und gibt die restlichen Karten an seinen Nachbarn weiter. Der nächste Spieler sucht wieder eine
Karte aus... usw... anschließend werden diese fünf Phasen durchgespielt, wobei der Spieler, der die Phasenkarte gewählt hat, einen kleinen – aber nicht zu vernachlässigenden - Bonus
erhält.
Das soll jetzt keine komplette Regelerklärung werden, aber hier trotzdem ein kurzer Überblick über die Phasen:
(1) Arbeiter einsetzen: es werden zufällig acht Karten aufgedeckt und die Spieler platzieren Arbeiter auf jeweils einem farblich passenden
Feld. Dieses Element fühlt sich etwas wie bei Kingdom Builder an, doch dort gefällt es mir gar nicht und hier ist es nur ein Teil des Ablaufs. So stehen also nachher Arbeiter auf den
Feldern.
(2) Äcker bepflanzen: nun nehmen die Spieler reihum Ackerfruchtplättchen vom Spielplan und platzieren diese unter Arbeiter, unter denen noch
keine Ackerfruchtplättchen liegen. Nimmt man gleich ein 3er-Plättchen, erhält man sogar noch zwei Siegpunkte extra. Nimmt man nur 1er-Plättchen, gibt es keine zusätzlichen Siegpunkte.
(3) Ernten und Flussboote beladen: man nimmt Arbeiter von Ackerfruchtplättchen, um diese Ernte auf Flussboote zu liefern. Nimmt man z.B.
vier Arbeiter von Maisplättchen, dann nimmt man sich ein 4er Boot aus der Auslage und erhält die abgebildeten Boni. Eines der Boote kann man immer "gratis" erhalten. Ist dieses
schon weg, muss man eine Münze bezahlen, um ein Boot vom entsprechenden Stapel nehmen zu dürfen.
(4) Günstige Gelegenheiten: hier kann man eine Karte "Günstige Gelegenheit" vom
Spielplan nehmen. Später kann man die Karte dann mit einem grünen Gutachter werten.
(5) Wertung: hier kann man nun mit Gutachtern Scheunen, Brunnen oder eben die
Günstigen Gelegenheiten werten. Außerdem bekommt man noch Punkte für bereits eingesetzte Gutachter und auch für Kommissionäre in New Orleans.
Nach Phase (5) wechselt der Startspieler und die Phasenkarten werden wieder
gedraftet und weiter geht es mit der nächsten Runde. Nach vier Runden gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten. In der zuvor durchzuführenden Schlusswertung
erhält man noch Punkte für verschiedene Sachen, u.a. bekommt man Punkte für die belieferten Flussboote, abhängig davon, wie weit der Hafenmeister vorwärts gezogen
wurde. Der Spieler mit der Mehrheit an Arbeitern in New Orleans erhält dort auch noch Punkte (20 der mit dem meisten, 10 der mit den zweitmeisten, ...)
Der Ablauf ist sehr eingängig. Die fünf Phasen hat man schnell verstanden und es spielt sich sehr flüssig. Das Draften der Phasenkarten gefällt mir
auch super. Die verschiedenen Boni, die man während des Spiels erhalten kann, die Art der Hafenwertung bei Spielende... all das ist wirklich gut
gelungen. Etwas ungünstig finde ich die Farben der Anbaugebiete. Die sind sehr ähnlich, so dass nicht nur Farbenblinde Probleme damit haben... auch
bei uns war es notwendig, in Phase (1) eher die Symbole zu nennen und nicht die Farben, damit kein Fehler passiert. Da die Arbeiter für alle Spieler
dieselbe Farbe haben, hat man sich beim Spielplan mit New Orleans dazu entschieden, Öffnungen für jeden Spieler auszustanzen, damit die Figuren
nicht durcheinander rutschen können. Das ist zwar zweckmäßig, sieht aber optisch etwas „mau“ aus. Plättchen als Punktemarker finde ich auch nicht sehr hübsch.
Ach ja, fast vergessen, Münzen sind im Spiel recht knapp, aber sehr wertvoll. Denn in verschiedenen Phasen kann man mit Münzen eine besondere
Möglichkeit nutzen, was oft dringend notwendig ist. Man sollte also immer ein paar Münzen im Vorrat haben, um flexibel zu bleiben.
Insgesamt macht „Riverboat“ einen guten Eindruck. Die erwähnten Punkte zur Optik trüben das Gesamtbild ein wenig. Ich denke, man hätte da mehr
herausholen können. Außerdem ist es wieder so, dass man keine wirklich frischen Ideen findet. Irgendwie kennt man jedes Element schon von anderen
Spielen… und wiederum muss man aber sagen: die Komposition der verschiedenen Elemente ist Michael Kiesling hier gut gelungen. Die fünf
Phasenkarten leiten die Spieler schön durch die verschiedenen Spielabschnitte, so dass man schnell ein Gefühl für den Spielablauf hat, das ist sehr
gelungen. Vergleiche ich „Riverboat“ mit dem auch kürzlich von Michael Kiesling erschienen „Heaven & Ale“ gefällt mir das letztgenannte einen Tick besser.
Fazit: Phasendrafting, gut komponiert…
(c)2018 Dirk Trefzger
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