Wir danken der Spieleschmiede für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!
Ich liebe das Setting von „Saltlands“. Es erinnert mich sehr stark an die Filmreihe „Mad Max“ mit Mel Gibson. Wir befinden uns
in einer postapokalyptischen Welt. Ein großer Ozean ist ausgetrocknet. Man gondelt mit seinem Landsegler über die Ebene, bekämpft Raider, sammelt Waffen, trifft Personen, die man als
Crewmitglieder gewinnt, versucht zu überleben, folgt Gerüchten, um das rettende Ziel zu finden. Die Wetterlage – speziell der starke Wind – beeinflusst die Reisewege des
Landseglers mäßig bis stark. Allerdings kapern wir im Verlauf des Spiels auch motorisierte Fahrzeuge besiegter Raider. Damit wird man dann deutlich windunabhängiger, kann aber nicht mehr
über die sandigen Dünenbereiche fahren. Die Raider werden mit coolen Miniaturfahrzeugen dargestellt. Der grafische Stil des Materials, die Miniaturen, die Optik der Box, das Windelement
bezüglich der Bewegungsmöglichkeiten, all das ist schon mal sehr interessant.
Schauen wir aber erst einmal, was man in der Box so finden kann: 13 Geländeplatten, 36 Raider-Figuren, 107 Gegenstandskarten, 6
Raider-Infokarten, 6 Charakterkarten, 6 Charakter-Tableaus, 48 Schadenskarten, 9 Gerüchtekarten, 10 Wetterkarten, 51 Plättchen, 3 Gerüchtemarker, eine Windkachel, ein Regelheft (in diesem
Fall liegt mir die deutsche Ausgabe vor, die über die Spieleschmiede der Spiele-Offensive finanziert wurde) und ein Beutel. Das Design der Box ist einfach der Hammer, genau mein
Geschmack. Für das Material muss ich die Höchstwertung geben, da geht nicht anders. Da aber ja Optik nicht alles ist, schauen wir uns das Spiel noch etwas genauer an.
Jeder Spieler hat ein Charakter-Tableau, die passende Charakterkarte, Startkarten (unter
anderem ein einfacher Landsegler). Abhängig von der Spieleranzahl wird der Spielerbereich mit den Geländeplatten vorbereitet. Dann kommen diverse Plättchen auf die entsprechenden Felder
. Auch ein paar Raider kommen schon ins Spiel, dann kann der Überlebenskampf starten. Zusammengefasst ist es so, dass man sich über das Spielfeld bewegt und verschiedenen
Gerüchten nachgeht, wo es denn eine zukunftsfähige Gegend geben könnte. Dazu gibt es Siegkarten, die man sich besorgen muss, um dann mit den passenden Karten zu einem
Gerüchtemarker zu gelangen. Diese Gerüchtemarker wandern im Verlauf des Spiels über die verschiedenen Landschaftstafeln. Die Aktionen pro Zug sind begrenzt. Viele der Aktionen
benötigen eine Person, um ausgeführt zu werden, manche aber auch nicht. Die Waffen, Ausrüstungsgegenstände, Fahrzeuge und auch die Personen werden durch Karten dargestellt.
Im Spielverlauf finden wir neue Waffen, wertvolle Ausrüstung, nehmen Personen in die Crew mit auf. Doch Achtung: nach den Zügen der Spieler bewegen sich auch die Raider… und was
diese Rüpel wollen ist klar: die Spieler eliminieren und ihre Vorräte klauen. Nach und nach
kommen immer mehr Raider ins Spiel und der Druck auf die Spieler wird höher. Das alles ist spannend, knifflig und thematisch sehr stimmungsvoll.
Was ich sehr toll finde, ist die Möglichkeit, aus verschiedenen Spielmodi zu wählen. Man kann das Spiel auch solitär spielen, was ebenso funktioniert
. Man kann das Spiel rein kooperativ spielen, man kann es kompetitiv spielen und man kann es nach den klassischen Regeln spielen. „Klassisch“
heißt dabei quasi „semi-kooperativ“. Zwar versucht man erst einmal gemeinsam zu überleben, bildet Gruppen, um überhaupt überleben zu können.
Letztendlich kann es dann aber auch sein, dass man plötzlich nicht mehr in der Gruppe ist und die anderen Spieler die Partie gewinnen und man also
zurückgelassen wird. Dieser Modus ist wirklich sehr cool. Klar muss man hier konfliktbereit sein. Ein „Kuschelspiel“ ist „Saltlands“ sicherlich nicht,
aber genau das macht die Spannung ja auch aus.
Ach ja, neben den verschiedenen Spielmodi kann man auch den Schwierigkeitsgrad wählen, von einfach über mittel zu schwer. Je schwerer desto mehr
aktive Einstiegspunkte für Raider gibt es. Außerdem wird dann mit dem „Spielertod“ anders umgegangen. Wer z.B. im schwersten Modus stirbt, der ist raus aus dem Spiel.
Das Anleitungsheft hat 34 Seiten (!!!). Der Einstieg fiel mir nicht so leicht, wie ich es mir erhofft hatte… und das, obwohl ich ja ständig Anleitungen
lese. Hier war das Ganze dann leider etwas mühsam. Es sind zwar Beispiele enthalten und die Anleitung möchte es ja auch gut machen, aber bei mir
bleibt das Gefühl: „hier hätte man die Anleitung sicherlich auch einfacher gestalten können“. Nun lohnt es sich aber ja, sich in das Spiel einzuarbeiten.
Da muss man halt durch die Anleitung durch. Zum Glück habe ich die Version mit der zusätzlichen deutschen Anleitung. Ich spiele zwar auch gerne
englische Spiele, aber 34 Seiten Anleitung in englischer Sprache durchzuarbeiten, das wäre dann doch mühsam.
Was mir in der einen oder anderen Partie spielerisch nicht so gut gefallen hat ist die Tatsache, dass die Raider anzahlmäßig so stark vorhanden waren,
dass der Spielsieg bei einem Gerüchtemarker fast nicht möglich war. Man kann das Spiel nur beenden, wenn genau auf diesem Landschaftsfeld auch
keine Raider mehr anwesend sind. In gut 30% der Partien war das der Fall. Also, entweder haben wir einfach nur schlecht gespielt und zu stark
getrödelt oder das ist ein grundsätzliches Problem. Andererseits spricht das natürlich auch für den kniffligen Schwierigkeitsgrad von „Saltlands“.
Neben dem „normalen“ Grundspiel liegt mir auch noch die Erweiterung „Lost in the Desert“ vor. Auch diese etwas kleinere Box sieht sehr cool aus,
passend zur Optik des Hauptspiels. Der Spielablauf bleibt grundlegend gleich, aber es kommt diverses Material ins Spiel. So gibt es z.B. eine neue
Sorte Raider. Dann gibt es auch neue Charaktere (als Tableau und als Spielerkarte). Sehr praktisch sind die enthaltenen Spielerhilfen. Außerdem gibt
es auch neue Gegenstandskarten, Plättchen und neue Geländekacheln. Ach ja, natürlich auch die Pappaufsteller zu den Charakteren sind mit dabei.
Die Erweiterung ist „nice to have“, aber kein Pflichtkauf, so mein Eindruck. Ich komme auch sehr gut mit dem Hauptspiel aus. Durch die vielen
verschiedenen Spielmodi dürfte auch nach vielen Partien noch Spannung aufkommen.
Fazit: sehr hübsches „Endzeit“-Spiel mit vielen verschiedenen Spielmodi… aber: Einstieg nicht so einfach.
(c)2017 Dirk Trefzger
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