Wir danken Kosmos für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!
Wie man am Namen des Spiels erkennen kann, geht es bei "Rapa Nui" um die geheimnisvolle Osterinsel. Das Spiel kommt in der kleinen
Kosmos-Box daher, welche sonst oft von der 2-Spieler-Reihe verwendet wird. "Rapa Nui" ist allerdings mit bis zu vier Teilnehmern spielbar. Aufgrund der Größe ist das Spiel
sicherlich gut zur Mitnahme in den Urlaub geeignet. In der Box findet man einen großen Kartensatz (16 Startkarten, 50 Rapa-Nui-Karten, 4 Übersichtskarten), einen kleinen Kartensatz
(100 Opferkarten: 4 x 25 Stück), 30 Ruhmesplättchen, 36 Holzplättchen, einen Opferstein und die Spielanleitung. Die Plättchen und der Opferstein sind aus Stanzkarton. Alles in allem ist
das Spielmaterial sehr überschaubar, so dass die Packung sogar noch kleiner ausfallen hätte können. Aber man soll das Spiel im Regal ja noch erkennen :) Die Spielanleitung umfasst sechs
quadratische Seiten (zum Auseinanderfalten) in der Größe der Box. Die Regeln werden gut vermittelt, Beispiele sind vorhanden, allerding ist das Regelwerk nicht wirklich kompliziert. Die
Schwierigkeit beim Spiel besteht anfangs eher darin, die Übersicht zu behalten.
Jeder Spieler erhält eine Opferkarte jeder Sorte (also insgesamt 4 Stück), die Startkarten seiner Farbe (einen Holzfäller, der gleich
ausgelegt wird, sowie drei verschiedene Jäger & Sammler), Holzplättchen als Startkapital (Startspieler zwei Stück, dann aufsteigend mehr), sowie eine Karte mit der Spielübersicht. Die
Opferkarten werden als offene Vorratsstapel bereit gelegt, die Rapa-Nui-Karten werden gemischt. Es wird die allgemeine Auslage gebildet: vier Spalten aus je vier Rapa-Nui-Karten. So
übereinander geschoben, dass man die oberste Karte komplett sieht, die hinteren Karten aber nur anhand des Kartentitels oben. Die Ruhmesplättchen und die Holzplättchen werden zur Seite
gelegt; los geht's...
Der Ablauf ist eigentlich sehr einfach: Der aktive Spieler führt die folgenden drei Schritte aus:
(1) er KANN eine Opferkarte erwerben. Dies kostet erst einmal fünf Holzeinheiten. Je mehr entsprechende Sammler & Jäger man in der
eigenen Auslage hat, desto günstiger wird der Erwerb. Liegen z.B. schon zwei Fischer aus, dann kostet die Opferkarte "Fisch" nicht fünf, sondern nur noch drei Holzeinheiten.
(2) er legt eine (oder mehrere) Karten aus. Gelegt wird die Karte in die eigene Auslage vor dem Spieler. Jäger & Sammler können
gleichzeitig auch direkt mehrere ausgelegt werden. Die Karten müssen aber identisch sein und es kostet Holzeinheiten (bei zwei Karten 1xHolz, bei drei Karten 2xHolz).
(3) er zieht eine Karte (oder ggfs. mehrere, falls mehrere ausgelegt wurden) aus der allgemeinen Auslage und löst damit automatisch eine
Wertung aus.
Nun mal was zu den unterschiedlichen Karten. Es gibt vier verschiedene Jäger & Sammler-Karten (passend zu den Opferkarten Fisch,
Papiermaulbeere, Süßkartoffel & Getreide). Liegen diese Karten in der eigenen Auslage, dann bekommt man in der entsprechenden Wertung die passenden Opferkarten in den eigenen Bestand.
Mit den blauen Priesterkarten kann man bei einer entsprechenden Wertung direkte Ruhmespunkte bekommen. Besitzt man Moais (das sind die bekannten Steinfiguren der Osterinseln) in der
Auslage, kann man in der Wertung zwischen Holz & Ruhmespunkten wählen. Ansonsten bekommt man Holz natürlich mit ausliegenden Holzfällern, wenn diese gewertet werden. Das Holz wiederum
benötigt man dann zum einen zum Erwerb zusätzlicher Opferkarten (siehe oben Schritt 1), zum Ausspielen von mehreren Jäger & Sammler-Karten gleichzeitig, oder aber zum Ausspielen von
einer Moai-Karte. Was ich mit "entsprechender Wertung" meine, ist relativ einfach: es wird immer die Kartensorte gewertet, die beim Nachziehen der Karte in Schritt 3
"freigelegt" wird. Zieht man z.B. einen Holzfäller, der einen Priester verdeckt, dann werden die Priester gewertet. Priester zu werten bedeutet , dass die Spieler für jeden
Priester in der eigenen Auslage einen Ruhmespunkt erhalten. So ähnlich läuft es dann auch mit den anderen Wertungen. Man muss also zum einen entscheiden, welche Karte man aus der Hand
ausspielt, um dann anschließend durch das Nachziehen einer neuen Karte direkt eine Wertung auszulösen. Das ist auch die Hauptmechanik des Spiels, die sehr einfach ist, aber trotzdem recht
spaßig und interessant sein kann. Ach ja, noch zu den Moais: Sobald eine Moai-Karte gespielt wurde, müssen die Spieler reihum eine ihrer Opferkarten auf den Opferstein legen. Zuletzt
macht dies auch der aktive Spieler, der das allerdings verdeckt machen darf. Dann legt der aktive Spieler noch eine beliebige Opferkarte der offenen Vorratsstapel dazu... erst dann geht
es mit den normalen Zügen weiter. Das geht dann so lange reihum, bis der Nachziehstapel der Rapa-Nui-Karten nicht mehr ausreicht, um die allgemeine Auslage aufzufüllen (denn immer wenn
eine Viererspalte aufgebraucht wurde, wird die Spalte wieder mit vier neuen Rapa-Nui-Karten aufgefüllt). Nun kommt die wichtige Schlusswertung. Dazu werden die ganzen Opferkarten auf dem
Opferstein nach ihrer Art sortiert und jeweils gezählt. Die Opferkarten-Art mit der höchsten Anzahl bringt nun pro Karte, die die Spieler noch besitzen, 3 Ruhmespunkte. Die Opferkarte mit
der nächsthöcheren Anzahl dann 2 und die dritthöchste Anzahl bringt noch jeweils einen Ruhmespunkt. Ausliegende Moais bringen vier Ruhmespunkte pro Karte, für fünf Holzeinheiten bekommt
der Spieler dann auch noch einen Ruhmespunkt. Alle Ruhmespunkte werden addiert (auch die während des Spiels gesammelten). Der Spieler mit den meisten Ruhmespunkten gewinnt das Spiel.
Hauptsächlich besteht das Spiel ja aus Karten, die aber insgesamt sehr ansprechend gestaltet wurden. Einzig die farblich etwas schlecht
unterscheidbare Gestaltung der Vorder- und Rückseite der Opferkarten ist nicht so gut gelungen. Die Rapa-Nui-Karten sind aber durchweg ganz hübsch anzusehen. Die Stanzkartonplättchen sind
zweckmäßig, aber optisch nicht der Brüller. Insgesamt passt das Material aber schon... wie gesagt: die Rapa-Nui-Karten sind das Wichtigste und die sind toll.
Anfangs hat man, trotz der einfachen Regeln, etwas Mühe, den Überblick zu behalten. Das Hauptelement, eine Karte zu legen, um dann eine
andere Karte werten zu können , ist anfangs gewöhnungsbedürftig, funktioniert dann aber überraschend gut. Sehr interessant ist die Idee, dass man zum einen dafür sorgen muss, dass die
gewünschte Opferkarten-Art die Mehrheit auf dem Opferstein erhält, um später mehr Punkte für die Handkarten (Opferkarten) zu erhalten, die man bei Spielende hoffentlich noch hat... denn
meist würde man die Handkarten gerne behalten, vor allem, wenn man nicht sehr viele besitzt; also muss man mit Jäger & Sammlern dafür sorgen, dass der Nachschub an Opferkarten
gewährleistet wird. Gleichzeitig muss für neues Holz gesorgt werden, um die wertvollen Moais überhaupt ausspielen zu können. Nebenbei kann man mit Priestern bereits während des Spiels
Ruhmespunkte sammeln. Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, um an Ruhmespunkte zu kommen; dementsprechend gibt es auch viele verschiedene Strategien, die zum Sieg führen können. Das
alles hört sich ja erst einmal gut an... und ja: während der ersten Partien spielt es sich auch sehr gut und macht recht viel Spaß. Was uns dann auf Dauer fehlt, ist die Spannung, die ich
mir von einem Spiel eigentlich verspreche. Man hat immer mehr das Gefühl, einfach so vor sich hin zu spielen... es plätschert also etwas vor sich hin... Karte spielen, Karten nehmen,
Wertung, Karte spielen, Karte nehmen, Wertung... irgendwie verliert das Spielsystem deshalb leider schnell an Reiz. Es bietet sich aufgrund der kurzen Spieldauer an, gleich ein paar
Partien hintereinander zu spielen, doch für uns ist Rapa Nui einfach ein Spielchen, welches zwischendurch immer wieder mal auf den Tisch kommen wird... aber ein Dauerbrenner, der mich
über längere Zeit richtig fesseln kann, ist es leider nicht.
Fazit: hübsches & brauchbares Familienspiel für den kleinen Hunger zwischendurch... nicht überreizen, denn sonst wird es
schnell langweilig.
(c)2012 Dirk Trefzger
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