Wir danken Hans im Glück für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!
„Im Tal der Könige“, so der Untertitel von Egizia. Das macht klar, dass es sich wohl um irgendwas ägyptisches handeln muss und so ist
es dann auch: Egizia ist wohl der italienische Begriff für „altägyptisch“... da sind wir also nun. Um was geht’s denn? Die Spieler bereisen mit ihren Schiffsflotten den Nil,
um auf der Reise Bautrupps auszubilden, diese zu ernähren und schließlich am Bau verschiedener Projekte (z.B. Obelisk oder Pyramide, etc.) mitzuwirken, was dann wiederum Siegpunkte
einbringt.
Die übliche Hans-im-Glück-Box verbirgt auch dieses Mal wieder sehr schönes Material. Alle Bestandteile sind hübsch gezeichnet und gestaltet.
Der Spielplan ist toll anzuschauen; ok, die Spielertableaus sind schlicht, aber zweckmäßig. Im Einzelnen findet man folgendes Material: Spielplan, Spielertableau (pro Spieler eines), 32
Holzschiffe und 96 Steine in den Spielerfarben, 16 Bautrupp-Plättchen in den Spielerfarben, 4 Startkarten „Steinbruch“, 4 Startkarten „Getreide“, 56 Nil-Karten, 29
Sphinx-Karten, 20 Gräber-Plättchen, 4 Spielerreihenfolge-Plättchen, Wasserring, 4 Skarabäus-Plättchen sowie natürlich die Spielanleitung. Man sieht also: recht umfangreiches und wie schon
gesagt auch schönes Material, doch das schönste Material nützt natürlich nichts, wenn das Spiel nicht funktioniert und genau das schauen wir uns doch mal an.
Schaut man sich den Spielplan, sieht man den Nil zickzack-mäßig über das Spielfeld ziehen. Und genau das ist auch schon der Knackpunkt
beziehungsweise das eigentlich interessante am Spiel, denn neben jedem Knick, den der Fluss ausführt, gibt es Aktionsmöglichkeiten. Auf der einen Seite des Flusses sind 10 Felder
aufgedruckt, auf denen in jeder der 5 Runden Nilkarten platziert werden. Nilkarten beeinflussen die Ernährung, ermöglichen die Beschaffung von Bausteinen und auch noch viele viele andere
Aktionsmöglichkeiten, die mal mehr, mal weniger interessant sind. Manche Karten bleiben dauerhaft liegen („permanent“), manche Karten muss man sofort nutzen („sofort“), manche
Karten kann man aufbewahren und später einsetzen („jederzeit“). Die andere Seite des Nils zeigt verschiedene andere Felder. Diese Felder sind in jeder Runde vorhanden, wechseln also
nicht wie die Aktionen der Nilkarten. Auch diese Felder ermöglichen verschiedene Aktionen (z.B. Bewässerungsring nach links oder rechts bewegen, was die Nahrungsbeschaffung beeinflusst,
denn nichts wächst ohne Wasser, oder wie war das nochmal?). Andere Felder wiederum ermöglichen den Bau an einem der Bauwerke, wofür man dann auch Siegpunkte bekommen kann. Für den Bau
benötigt man aber Steine und Arbeiter, diese wiederum möchten ernährt werden... da merkt man doch gleich, auf was das ganze hinaus läuft.
Sphnix-Karten
sind interessant, um ganz am Ende des Spiels nochmals Punkte abzusahnen. Erfüllt man dann die auf der Karte angegebene Bedingung, bekommt man meist satte Punkte gutgeschrieben. Diese Möglichkeit, an weitere Punkte zu kommen, ist nicht zu vernachlässigen; oft entscheidet sich mit der Schlusswertung erst, wer das Spiel gewonnen hat.
Ach so... wie man den Fluss befährt, habe ich noch nicht beschrieben: jeder Spieler besitzt eine Flotte von 8 Schiffen, die er während der
Runde auf dem Fluss einsetzen kann. Der eingangs erwähnte Clou liegt darin, dass man selbst entscheidet wie weit flussabwärts man sein Schiff einsetzen möchte. Das nächste eigene Schiff
kann man dann später nur wiederum flussabwärts einsetzen; das heißt: wenn man unbedingt eine bestimmte Aktion auswählen möchte und bereits am Anfang der Runde weit flussabwärts einsetzt,
engt man seine späteren Auswahlmöglichkeiten sehr ein... wartet man zu lange, schnappt ein Gegner eine wichtige Aktion vor der Nase weg... das ist ne nette Idee und mal wirklich was
anderes.
Wer nach der 5. und letzten Runde die meisten Siegpunkte sammeln konnte, gewinnt das Spiel.
Der Mechanismus der Aktionsauswahl ist wirklich mal etwas anderes, doch viele der enthaltenen Elemente kennt man eigentlich schon: Nahrung
beschaffen, Arbeiter ernähren, Bauwerke errichten, das alles ist nicht wirklich neu... soll heißen: hat man erst einmal hinter die Kulissen von Egizia geblickt, erkennt man, dass es vom
Grundsatz her erst mal wesentlich interessanter und innovativer ausschaut, als es dann wirklich ist. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass Egizia ein schlechtes Spiel ist, nein, das
ist es wirklich nicht. Es sieht gut aus, es spielt sich recht flott, also keine langen Wartezeiten während die Gegner bzw. Mitspieler am Zug sind, alles greift schön ineinander und doch
ist es halt (bis auf die Sache mit dem Nil) nichts wirklich Neues. Deshalb muss man für sich selbst entscheiden, ob man nicht schon genug ähnliche Spiele besitzt, bzw. ob die schöne
Aufmachung den Kauf rechtfertigt. Wer gerne die Rolle des Baumeisters einnimmt und sicherlich auch wer Ägypten liebt, findet mit „Egizia“ sicherlich ein gutes und brauchbares Spiel.
Noch ein Wort möchte ich zur 12-seitigen Spielanleitung verlieren. Eigentlich beinhaltet die Anleitung viele Abbildungen, Beispiele,
Erklärungen, die es eigentlich schaffen müssten, alle Regelfragen aufzuklären, doch offensichtlich gibt es doch so viele Lücken im Regelwerk, dass man auf der Webseite des Verlags einige
aufklärende Antworte zu den offenen Fragen findet. Falls also was unklar sein sollte, dort einfach mal reinschauen.
Fazit: schönes Bauspiel mit nettem Aktionsauswahlsmechanismus, aber ohne sonstige Innovationen.
(c)2010 Dirk Trefzger
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