Wir danken Ravensburger für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!
Bei den Spielen von „Alea“ hab ich ehrlich gesagt immer schon eine recht hohe Erwartungshaltung. Aber nicht immer wurde diese hohe
Erwartung im Anschluss auch erfüllt; hin und wieder war auch mal ein Flop dabei (z.B. damals das Spiel „Eiszeit“, was mir nicht wirklich gefiel), aber trotzdem war ich sehr gespannt
auf „Notre Dame“; und das erst recht nach dem Öffnen der Box und dem Betrachten des recht umfangreichen Spielmaterials:
5 Spielplanteile 3 Notre-Dame-Kärtchen 45 Aktions- und 15 Personenkarten 70 Einflusssteine (14 pro Farbe) 5 Rattensteine
(schwarze Holzwürfelchen) 5 „Vertrauter“-Spielfiguren 5 Kutschen 1 Glöckner (Startspieler-Figur aus Karton mit Stellfuß) 20 „Botschaften“-Plättchen 25
Geldmünzen und 85 „Prestige“-Plättchen und natürlich die Spielanleitung
Wie für „Alea“-Spiele üblich, umfasst die Spielanleitung nicht nur wenige Seiten. Immerhin auf 8 A4-Seiten kommt man beim
Regelstudium, was sicherlich nicht unbedingt für einen leichten Spieleinstieg spricht. Allerdings ist die Anleitung perfekt aufgebaut und auch zusammengefasste Infos am Seitenrand
erleichtern das Regelstudium, so dass auch das umfassende Regelwerk nach einem halbstündigen Regelstudium zugänglich wird. Wie immer bei umfangreichen Regeln empfehle ich auch hier, dass
sich schon im Vorfeld einer der Spieler die Anleitung zu Gemüte führt, damit der Spieleabend nicht darunter leidet bzw. damit einem die Mitspieler nicht einschlafen :)))
Ich versuche es, hier zu vermeiden, eine komplette Darstellung der Spielregeln aufzuführen (dazu kann man sich auf der Seite „www.aleaspiele.de“ auch die Spielanleitung als PDF herunterladen).. vielmehr möchte ich die wichtigsten Eckpunkte ansprechen, damit man ein wenig ein Gefühl dafür bekommt, was das Spiel so in etwa hergibt.
Interessant ist gleich zu Anfang schon der flexible Aufbau des Spielplans. Der Spielplan setzt sich nämlich aus der vorgegebenen Anzahl an
Stadtteilen zusammen (bei 3 - 5 Spieler entspricht dies der Spieleranzahl). Die Stadtteile werden an das passende Notre-Dame-Kärtchen angelegt und jeder Spieler bearbeitet nun sein
eigenen Stadtteil. Ähnlich wie bei „Puerto Rico“ schafft also jeder Spieler für sich. Die Interaktion kommt so manchem Spieler vielleicht zu kurz. Doch auch bei „Puerto Rico“
hat das Spiel trotzdem gut funktioniert und so auch hier. Berührungen mit den anderen Spielern hat man dadurch, dass man das „Notre-Dame“-Feld quasi gemeinsam benutzt, mit seiner
Kutsche in der ganzen Stadt herumreist und dass man in den Runden Karten an die Mitspieler weitergibt bzw. von diesen auch Karten bekommt, so kann man z.B. Karten behalten, die dem linken
Nachbarn nutzen würden.. also kleine Interaktionen... gaaaanz kleine.. aber ok.
Ziel des Spiels ist es, während des Spiels möglichst viele „Prestige“-Punkte zu sammeln. Dies kann man durch unterschiedliche
Möglichkeiten erreichen. Problem dabei ist jedoch, dass man währenddessen die restlichen „Baustellen“ nicht vernachlässigen darf. Mittels dem Legen von Aktionskarten und damit dann
auch dem Setzen von Einflusssteinen kann man Nachschub an Münzen (zum Bestechen oder zur Spende an die Kirche), Nachschub an neuen Einflusssteinen oder auch Prestigepunkte-Plättchen
bekommen. Außerdem kann man auch die Kutsche durch die Stadt reisen lassen, um „Botschaften“ einzusammeln (bevor man von einer Farbe zwei sammelt, muss man zuerst von jeder Farbe
mindestens ein Plättchen haben.. so bereist mal also zwangsläufig die ganze Stadt). Nebenbei darf man auch die Rattenplage nicht aus den Augen verlieren, denn die Personenkarten, die vor
jeder Runde aufgedeckt werden und die man dann für bestimmte Sonderaktionen bestechen kann, zeigen unten auch eine gewisse Anzahl Ratten. Um diese Anzahl muss man den Rattenstein weiter
bewegen. Erreicht man hier das 9. Feld gibt’s Ärger... es packt einen die Seuche und man verliert Prestige und Einfluss... durch gezielte Aktionen oder bestimmte Gebäude kann man
den Rattenstein auch wieder rückwärts ziehen, um die Seuche ein wenig einzudämmen. Man merkt also gleich: es gibt eigentlich viel zu viele verschiedene Baustellen, an denen man arbeiten
muss... Mangel herrscht an jedem Eck und an jeder Straßenkreuzung und genau das ist der Reiz des Spiels. Man muss (mit ein wenig Übung versteht sich) es in den Griff bekommen, alle Mängel
ein wenig im Überblick zu behalten, um so am Meisten zu profitieren.. nur so sind hohe Punktzahlen möglich.. aber es muss ja keine Rekord-Punktzahl sein.. Hauptsache ist, dass die Gegner
weniger Punkte haben *lach*.
Das Spiel läuft in insgesamt 3 x 3 Runden ab. Jede dieser Runden besteht aus 5 Phasen, die da wären:
(1) Personenkarten auslegen (um diese später zu bestechen und zu nutzen)
(2) Aktionskarten auswählen und zwei davon weitergeben (man bekommt auch 2)
(3) 2 der 3 Handkarten ausspielen
(4) eine beliebige Person (der Personenkarten) bestechen und Vergünstigung nutzen
(5) Seuchenwert ermitteln (Rattenanzahl auf den Personenkarten)
Nach jeder 3. Runde (also 3. Mal) werden die Einfluss-Steine in der Notre Dame abgerechnet. Man bekommt eine vorgegebene Anzahl an
Prestige-Punkten, die sich auf die Einfluss-Steine verteilen (abgerundet).
Sind alle 9 Runden gespielt, gewinnt der Spieler mit der höchsten Anzahl an Prestige-Punkten (nicht überraschend, oder?).
Ein Spieler, der die Spielregeln begriffen hat, kann schon ganz gut mitspielen, doch richtig gut wird man bei „Notre Dame“ erst, wenn
man ein paar Runden hinter sich hat. Anfangs ist es schon recht schwierig, die ganzen Knappheiten im Blick zu behalten. Entweder fehlt einem zur richtigen Zeit Geld, oder man wird
plötzlich von Ratten überrannt und ist dort wieder am kämpfen... mit der Zeit wird man da gelassener und reagiert auch schon fast automatisch, weil man die verschiedenen Möglichkeiten gut
verinnerlicht hat.
Das Spielmaterial ist recht nett ausgefallen. Die Idee mit dem flexiblen Spielplan gefällt mir ganz gut. Das Holzmaterial ist praktisch, die
Karton-Plättchen aus dem Stanzbogen sind stabil... also ganz stimmig.
Gelegenheitsspieler könnte „Notre Dame“ vielleicht überfordern. Aber für einen Personenkreis, der regelmäßig spielt, ist die Neuheit
von „Alea“ definitiv ein Blick wert. Beim Spiel zu zweit werden übrigens 4 Stadtteile angelegt und man spielt nur zwei davon. Irgendwie machte uns das Spiel zu zweit nicht so viel
Spaß wie erwartet. Am Besten hat es uns zu viert gefallen, wobei man hier mit einer Spielzeit von ca. einer Stunde hinkommen dürfte, was meines Erachtens für ein Spiel dieser Qualität
auch ein absolutes Plus ist: Anspruchsvoll aber Spieldauer trotzdem überschaubar.
Fazit: Gelegenheitsspieler: erst mal irgendwo antesten, Vielspieler: KAUFEN ! :)))
(c)2007 Dirk Trefzger
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